Zander Zander im Winter: Raus aus der Comfort-Zone!
Beitrag enthält WerbungZander im Winter? Die muss man im Tiefen suchen. Ist doch klar. Da unten ist die Temperatur stabil. Denn Wasser erreicht seine größte Dichte bei 4 Grad und dieses „schwere“ Wasser sinkt an den Grund. Es bildet dort die Komfortzone, wenn es drüber noch kälter ist. Tatsächlich findet man in den „Löchern“ am See, aber auch im Fluss oft große Ansammlungen von Zandern. Oft sind es aber vornehmlich die kleinen und halbstarken „Zettis“, die es sich da unten gemütlich machen. Die besseren Fische fängt man ganz oft ganz schön flach!
Dieser Beitrag ist nicht nur eine Empfehlung, sondern auch ein Apell. Was jetzt kommt, entnehme ich einem Artikel, den uns User TackleTyp geschrieben hat:
Leute, lasst die Zander im Winter da unten in Ruhe chillen! Stichwort „Druckausgleich“. Beim Auftauchen (also während des Hochholens) muss der Fisch Gas aus seiner Schwimmblase abgeben, um eine plötzliche Ausdehnung zu verhindern. Die meisten Fischarten machen eben dies über ihren Darmtrakt. Vielleicht habt ihr schon mal Blasen aufsteigen sehen, wenn ihr z.B. einen Hecht unter dem Boot hattet und ihn hoch „gepumpt“ habt. Barsch und Zander zählen zu der Familie der Knochenfische, bei denen die Schwimmblase bei den erwachsenen Fischen geschlossen ist und keine Verbindung zum Darmtrakt mehr besitzt. Das bedeutet, dass sie nicht in der Lage sind, einen direkten Druckausgleich zu bewerkstelligen. Bei ihnen findet der Druckausgleich über das Blut statt. Die Gase diffundieren an einem speziellen, an der Schwimmblase anliegenden Bereich (Rete mirabile, auch als Wundernetz bekannt) ins Blut und werden dann über die Kiemen abgegeben. Dieser Prozess läuft deutlich langsamer ab. Deshalb holen die meisten Vertikalangler die Fische sehr langsam aus dem Tiefen hoch und riskieren zum „Wohle des Fisches“ dabei, die Fische im „Drill“ zu verlieren. Dennoch schauen vielen Tiefenzander ziemlich blöd aus der Wäsche. Heraustretende Augen sind ein sicheres Anzeichen dafür, dass die Fische den Druckausgleich in der Kürze der Zeit nicht hinbekommen haben. Noch augenscheinlicher ist das Problem, wenn sich der Magensack nach außen stülpt. Die Schwimmblase liegt hinter dem Magen und drückt ebenjenen aus dem Maul heraus. Aber selbst wenn man dem Fisch nichts ansieht, ist nicht garantiert, dass er keine inneren Verletzungen davon getragen hat. Da sich da unten viele untermaßige Fische herumtreiben, betrifft dieses Thema nicht nur Catch&Release-Fraktion, sondern alle Zander- und Barschangler. „Tief“ ist immer relativ. Wenn sich die Zander konstant auf einer Tiefe aufhalten und da unten einfach nur abliegen, können schon 8 oder sogar 6 m zu tief sein. Unterhalb von 5 m dürfte aber garantiert nichts mehr passieren.
Raus aus der Comfort-Zone!
Diese Zone von 0 bis 5 Metern leuchten wir jetzt mal nach Zandern aus. Wo treiben sie sich denn nun herum, die Kollegen mit der Stachelflosse? So pauschal es klingt: Vagabundierende bzw. raubende Zander kann man überall im Gewässer fangen, wo sich Kleinfische oder Krebse herumtreiben. Klassische Fangplätze sind Muschel- oder Kiesbänke. Auch über oder in abgestorbenem Kraut finden die Zander immer etwas zu fressen. Steinpackungen sind ein hervorragender Flachwasserspot. Inseln sollte man immer erhöhte Aufmerksamkeit schenken. Oder eben auch der ersten Kante. Strukturveränderungen sind immer relativ zur Gewässerbeschaffenheit zu bewerten. Die Kante von 1 m auf 1,5 m im flachen Bodden-Gewässer sein ist in Relation zum Rest genauso drastisch wie die von 3 auf 5 m in einem tieferen See. Barschberge und kleine oder größere Plateaus sind immer einen Versuch wert. In großen Flüssen darf man die Buhnenfelder selber nicht außer Acht lassen.
Flache Zander sind ja nun wirklich nichts Besonderes. Ein alter Hut. In vielen Artikeln ist zu lesen, dass die Kollegen nachts ins Flache ziehen. Das ist auch richtig. Unbedingt gilt die Losung: Je dunkler, desto mehr Zander rauben flach! Aber man kann auch tagsüber schon gut im Flachen fangen, wenn man gute Spots isoliert hat und diese intensiv befischt.
Ein paar Flachwasser-Zander-Szenarios:
Meine Shimano-Kollegen Veit und Eric fischen sehr gern auf der Seenkette vor Berlin. Dort gibt es viele tiefe Gewässer, in denen man die Zander im Winter vermutet. Die besten Tage hatten sie aber, wenn sie die Fische in Tiefen von 50 cm bis 3 m gestellt haben. Wie sie darauf gekommen sind, es im Gegensatz zu allen anderen Anglern auf dem Teich mal richtig flach zu probieren? Zufall! Sie haben die Zander am helllichten Tag rauben sehen. Seither sind sie Stammgast im Flachwasser.
Das Team Bodden-Angeln bietet im Februar und März Zandertouren am Saaler Bodden an, einem Gewässer, in dem man krasse Strukturen vergeblich sucht. Ich war selber schon dabei und kann jeden Angler verstehen, der zunächst einmal kein Vertrauen hat, wenn er eine 50 cm-Kante befischen soll. Tagesergebnisse von 20 oder mehr guten Zandern an Bord beweisen aber, dass da was geht an der Minikante.
Am Peenestrom fischen sehr viele Angler in der Fahrrinne oder an deren Kante. Manchmal stehen auch die guten Zander da unten drin. Oft kann man im Tiefen aber einen Kleinzander nach dem nächsten fangen und muss sich durch viele Minis durchfischen, bis etwas Vernünftiges beißt. Viel mehr Spaß macht das Angeln auf den Plateaus oder vor den Schilfgürteln. Dort erwischt man nicht nur regelmäßig fette Barsche und Hechte, sondern eben auch gute Zander.
Ich hatte mein Boot jahrelang am Rummelsburger See liegen. Ein total verschlammtes Spreebecken mitten in Berlin. Maximale Tiefe 5 m. Ganz wenig Struktur und große Bereiche, in denen es von ca. 2 auf 3,5 m abfällt. 10 km stromab gibt es richtig tiefe Senken, in denen sich der Komfort-Zonen-Theorie nach ja der gesamte Spreezander-Bestand ballen müsste. Und die paar Zander, die sich nicht nach Richtung Süd-Ost-Brandenburg aufmachen, sollten ja auf 5 Metern abgammeln. Tun sie aber nicht. Ich habe sehr viele Fische auf ihren nächtlichen Raubzügen irgendwo im Nirgendwo erwischt.
Selbiges Phänomen kenne ich auch vom Ebro in Spanien. Letzten November war’s ganz schwer am oberen Stausee (Embalse de Mequinenza). Durch Temperaturschwankungen, einen extrem niedrigen Wasserstand der was auch immer waren die Zander total außer Form. Auf dem Echolot hat man viele Fische gesehen zwischen 8 und 10 Metern. Bei einer Wassertemperatur von 16 Grad kann man die eigentlich auch befischen. Die wollten aber so gar nicht. Und so haben wir diese „Schwellenzander“, die zwischen dem Tiefen und Flachen abhängen, in Ruhe gelassen und nur flach auf Barsch und Schwarzbarsch gefischt. Bei dieser Angelei kamen dann die besseren Zander heraus.
Mein bisher krassestes Zanderfischen habe ich mit meinem Kumpel Dustin erlebt. Das war in Holland. Wie tagsüber nicht so wirklich was ging und wir Bock auf Bisse hatten, haben wir das Abendessen ausfallen lassen und sind mitsamt verfrorenem Kameramann (ein junger Spanier) auf Tingeltour durch die Häfen im Rheindelta gegangen. Lang mussten wir nicht tingeln. In einem der ersten Hafenbecken mit einer Maximaltiefe von 3 m ging derart die Post ab, dass wir aus dem Staunen und Drillen gar nicht mehr herausgekommen sind. Das war der Wahnsinn.
Bedienungsanleitung für den flachen Winterzetti
Zanderangeln ist für die meisten Angler Gummifischangeln. Natürlich sind aber auch Wobbler eine hervorragende Option fürs Flachwasser. Ein guter Zanderwobbler muss bei geringer Einholgeschwindigkeit schön flanken. Denn Winterzander brauchen keine heftigen Zuckungen. Sie wollen sicher sein, keine Energie zu vergeuden und verfolgen einen Beutefisch eine Weile, um ihn anzupeilen und dann zu inhalieren. Der Einschlag ist heftig. Es gibt viele gute Wobbler für diese Angelei. Einen sehr guten und dabei günstigen Ködertipp möchte ich hier aber schon hinterlassen. Versucht man den Shadow Rap Shad als Flachläufer in Weiß. Gute bis sehr gute Alternativen zum klassischen Gummifischzandern sind das Angeln mit dem Carolina-Rig und das Dropshotten. Vorteil Carolina-Rig: Mit Perlen und Blei- bzw. Tungsten-Patronen kann man viel Lärm erzeugen und die Fische auf den Köder aufmerksam machen. Top-Köder für mich: der große Swing Impact (4 ½ Inch). Beim Dropshotten kann man den Köder zum einen lang auf dem Punkt halten. Zum anderen muss man nicht so viel werfen und kann eine Hand immer wieder in die Jackentasche packen. Topköder hier: Der Shad Impact in 4 und 5 Inch.
Kurbeln statt Jiggen
Jetzt aber zur Hauptdisziplin, dem klassischen Gummifischangeln. Hier achte ich darauf, dass mein Köder auch an leichten Jigs schön läuft. Denn oft – nicht immer – muss man sehr leicht fischen, um im Flachwasser nicht zu überpacen. Da macht nicht jeder Gummifisch mit. Wie bei den Wobblern stehen Zander auf eine Kippbewegung des Köders. Es kommt also nicht nur auf eine feine Schwanzwurzel an, sondern auch darauf, dass der Köder einigermaßen flach ist und bei geringer Geschwindigkeit von einer Seite auf die andere kippt. Sowohl beim Absinken als auch beim Durchkurbeln. Hat man die „Durchkurbler“ früher als die Gummifischangler belächelt, die das mit dem Jiggen und Faulenzen nicht hinbekommen, würde ich im Fall Winterzander das gekonnte Durchleiern des Köders als die hohe Schule des Flachwasserwinterzanderfischens einstufen. Während das Jiggen und Faulenzen eine sehr monotone, ja sogar stumpfsinnige Angelei ist, bei der man nur auf Widerstand beim Anheben und Bisse in der Absinkphase reagieren muss, gilt es beim Durchkurbeln, dauerhaft die Konzentration hoch zu halten. Man darf nicht zu weit vom Grund weg sein. Man muss auf die Geschwindigkeit achten und jederzeit mit einem Biss rechnen und den dann aus dem vollen Lauf anschlagen. Das ist anstrengend, wenn man es richtig und konsequent betreibt. Aber oft ist diese monotone Führung deutlich erfolgreicher als der Zickzackkurs über Grund.
Winterzander-Geräte-Special
Wenn ich mir eine Kombo speziell für die Winterangelei im Flachwasser zusammenstellen würde, würde ich auf eine Rolle mit niedriger Übersetzung achten, die pro Kurbelumdrehung weniger Schnur einholt und eine langsame Führung begünstigt. Dazu eine 2,4 bis 2,7 m lange Rute mit mindestens 60 Gramm Wurfgewicht. Die Schnur darf ruhig dick sein, damit der Köder nicht so schnell sinkt. Ich fische z.B. gern eine 19er PowerPro und davor 40er Fluorocarbon, wenn keine Hechte zu befürchten sind. Sonst nehme ich 1x7er Titan mit ca. 10 kg Tragkraft. Allerdings knote ich auch vor das Titan ein ca. 1,5 m langes Stück Fluorocarbon. Ich glaube daran, dass diese Transparenz zwischen Köder und Hauptschnur auch im trüben Wasser Fische bringt. Darüber hinaus ist „FC“ ja auch eine gute Versicherung gegen Schnurcuts durch Stein- oder Muschelkontakt.