Fangberichte Mit dem Klapprad auf Waller
Ist ja klar, dass es einen nicht kalt lässt, wenn man die ganze Zeit von Waller-Kalles, Wenzels, Wallercamps, Großwelsen usw. berichtet. Vor allem wenn man erst vor ca. zwei Monaten in Spanien war, um dort dann am letzten Urlaubstag gleich zwei Caspe-Groß-Welse durch Schnurbruch bzw. Ausschlitzen zu verlieren. Was läge da näher, als sich einmal an die Krumme Lanke (Austragungsort des Wallercamp 2004) zu begeben und dort schon mal nachzuschauen, ob die Fische auch mit Gummifischen zu überlisten sind (Ansitzangeln ist ja nicht so mein Ding.)? Eigentlich nichts. Doch möchte man die Fische dort vor dem Mega-Event am 16.7.2004 ja auch nicht vergrämen. Schließlich sollen die Experten da auf möglichst wenig beangelte Fische treffen.
Wie gut, dass es da Flüsse um Berlin herum gibt, die einen tollen Welsbestand aufweisen. Die Oder z.B. ist ja bekannt für ihren Reichtum an urigen Bartelträgern. Und so verabredete ich mich mit Uwe, um dort den Zandern und Welsen nachzustellen. Denn der Mann kennt sich hier aus. Und mit einem guten Führer ist man am endlos langen Strom der tausend Buhnen auf jeden Fall im Vorteil.
Also rein ins Auto, ab zum Uwe, zwei Klappräder in den Kofferraum geschmissen und ab dafür. Von Buhne zu Buhne angelt man sich hier durch. Teilweise erkennt man schon an der Strömung, ob eine Buhne etwas taugt. Teilweise sind gute Buhnen aber auch nicht auf den ersten Blick als solche identifizierbar. Also heißt es Strecke machen und testen.
Dabei ist der Weg ans Wasser oft von mächtigen Schilfgürteln durchsetzt mit riesigen Brennnesseln versperrt. Doch mit etwas Mut kommt man auf die meisten Steinpackungen, die hier angelegt wurden, um die Strömung etwas zu bremsen.
Wohl wissend, dass jederzeit mit einem Welsbiss zu rechnen ist, vertrauten wir auf relativ leichtes Gerät (meine Ausrüstung: Berkley Lightnig Rod, Mitchell Tempest 3000, 17er Fireline, 11 kg-Stahlvorfach mit entsprechend großem Cross Lock Snap, Kopyto No. 4 in Neon mit schwarzem Rücken). Schließlich wollten wir ja auch Zander und evtl. auch Rapfen fangen. Und mehr als eine Rute sollte man auf so eine lange Radtour auch nicht mitnehmen. Gerade wenn es so warm ist, wie es gestern war.
Uwe musste feststellen, dass ehemals gute Buhnen mit tiefen Ausspülungen inzwischen total versandet sind. Das kann sich hier fast von einem aufs nächste Jahr ändern. Deshalb hat man an der Oder auch nur dann eine Chance aufs schnelle Glück, wenn man gewässertechnisch einigermaßen am Ball bleibt und mobil ist. Wie so oft gilt das Motto: „Ohne Fleiß kein Preis.“
Tatsächlich hatten wir erst mal auch nur wenig Glück. Nachdem wir ziemlich viele Buhnen abgeklappert hatten, befanden wir uns schon auf dem Rückweg, um hier und da noch einmal an Buhnen anzuhalten, die wir auf dem Hinweg ausgespart hatten. Als wir doch noch eine Buhne mit einem schönen Loch gefunden hatten, musste ich erst mal den Köder wechseln. Der alte war zu leicht. „Mit dem 30-Gramm-Kopf müsste es klappen.“, dachte ich mir. Ich hatte gerade ausgeworfen und erfreut festgestellt, dass die 30 Gramm genau die richtige Wahl waren, als mir ein dumpfer kleiner Ruck in den Ellenbogen fuhr. Anhieb. Rute krumm. Und wie! Wie eine Wand stand der Fisch nun ca. 40 m von mir entfernt (ich hatte den Gummifisch ja erst einmal angejiggt). Doch noch ehe er kapierte, was da los ist, gab ich ihm alles, was mein Gerät zu leisten imstande war und holte ihn bis auf 20 m zu mir heran. Dann aber besann sich mein Kontrahent am anderen Ende der Feuerleine und gab erst mal Gas in Richtung Strommitte. Diese Flucht bremsten Uwe und ich gemeinsam. Während ich die Bremse etwas fester zurrte und so den Druck verstärkte, warf Uwe mehrere große Steine in die Richtung, in die sich der Wels aufmachte. Und Tatsache. Nach dem dritten Stein änderte der Fisch die Direktion und schwamm querab von uns auf die Kante zu. Von der wollte ich ihn natürlich fernhalten. Denn an den Steinen hätte er ja die Schnur durchscheuern können. Und so entwickelte sich ein ziemlich geiler Drill in der Halbdistanz. Die Rute hielt dem Fisch aber stand. Um den Knoten musste ich mir zum Glück keine Sorgen machen, da das Stahlvorfach mit einem Knotenlosverbinder an der Schnur befestigt hatte. Trotzdem floss da eine menge Angstschweiß, weil mir meine beiden einzigen Welse ja vor kurzen abgekommen waren und ich der Gefahr des Ausschlitzens immer ins Auge sah. Doch irgendwann sah man schon die ersten Luftblasen und wenig später gab sich der Fisch dann geschlagen. Uwe landete ihn mit bloßer Hand per Wallergriff und so konnten wir wenig später diese Fotos knipsen.
Dann ging es aber zurück ins Wasser und wir angelten noch ein wenig weiter. Allerdings nur noch, um noch ein wenig am Gewässer zu sein und den schönen Tag in Ruhe ausklingen zu lassen. Denn mehr kann man auch der Oder nicht abverlangen.
Mein erster (Oder-)Waller war ein echter Teamfisch! Vielen Dank, Uwe. Das hat richtig Spaß gemacht mir Dir. Besser kann es ja wohl nicht laufen. Ich freu mich schon aufs nächste Mal!