Fangberichte Impressionen vom Raubfischtag in Roermond
Es ist jetzt 1.30. Sonntag Nacht. Und weil man Erlebtes am besten so lange zu Artikeln zusammentackert, wie es noch frisch im Hirn zirkuliert, hab ich mir ein Bierchen aufgerissen und den Rechner noch mal hochgefahren. Hinter mir liegt ein herrlicher Tag auf den Maasplassen bei Roermond, an dem ich nicht nur eine Menge netter Barsch-Alarmer getroffen, sondern auch zum ersten Mal vertikal mit dem Bellyboat bei Extremwassertemperaturen gefischt habe. Wie man sich da am besten gegen Kälte schützt, erfahrt Ihr morgen in einem extra Bericht. Und den hätte ich am besten auch vor meinem Ausflug ins maximalst 10 Grad „warme“ Wasser gelesen (nach 10 Minuten waren es jedenfalls gefühlte 5 Grad) …
Ziel meiner neuerlichen Exkursion in den Nordwesten war der von Jan Dibbets organisierte Raubfischtag in Roermond, den der Kollege zum ersten mal für deutsche Angler veranstaltete. Weil nahezu alle Angelmedien im Vorfeld über dieses Event berichteten, kamen auch bestimmt 200 bis 250 Mann, um sich von den holländischen Experten das Vertikalangeln näher bringen zu lassen.
Doch im Vorfeld gab’s eine Menge Ärger für Jan. So verbrachte er unter anderem den Samstag auf dem Polizeipräsidium, weil ihm Einheimische Last Minute ein bisschen gegen den Karren gepieselt haben und ein Verbot der Veranstaltung erwirken wollten. Das konnte Jan dann am Samstag Nachmittag lösen. Doch der Stress sollte sich ihn dadurch akkumulieren. Denn weil die bis Freitag Nacht noch perfekt organisierte Veranstaltung zwischendurch auf recht wackligen Beinen stand, kamen nicht alle Leute, die versprochen hatten, ihr Boot zur Verfügung zu stellen. Und so mussten sich die Anwesenden auf eine überschaubare Anzahl fahrbarer Untersätze aufsplitten.
Was zu Wartezeiten führte und einige Angler doch so erzürnte, dass sie ihre 10 Euro Startgeld zurückverlangten, für die sie an einer Tombola teilnehmen hätten können, Satespieße, Steak und Würstchen hätten verzehren können, mindestens 2 Stunden Vertikalangelunterricht bekommen hätten und einen Preis für den größten gefangenen Zander hätten abräumen können… Dazu gab’s noch zwei Vorträge von Robert, dem jüngsten Zandermeister Hollands und reichlich Sonnenschein. Eigentlich ein perfekter Tag also, den die allermeisten auch genossen haben.
Zumal es da ja auch Skurilles zu bewundern gab. Zum Beispiel den Typ, der sich mit dem Bellyboat aussetzen ließ, um den Zandern das Fürchten zu lehren. Der aber die Seuche an der Hand hatte und bei seinem kurzen Landausflügen am Steg immer nur von Fehlbissen zu berichten wusste. Der von dem Ergeiz getrieben, doch einen Zander zu erwischen, aber bis zum Schluss nicht aufgab und jetzt schon mal gespannt ist, was das für Auswirkungen auf seinen Gesundheitszustand haben wird…
Und dabei fing alles soooooo gut an: Um 9 Uhr legte Käptn Ruhrschleuse (der den Gästen und auch mir zuliebe dann auch noch seine Karte fürs Spitzenspiel in Bochum verfallen ließ – DANKE!) mit dem Erfinder von BMB, Eurotackle-Rick’s Sohn, Sebastian samt dem Bellyboat und dessen Fahrer ab.
Wir fuhren eine Kante an, die von 10 auf über 20 Meter abfällt. Auf ca. 18 m standen dann die Fische. Es ging auch sofort mit Bissen los. Mein Köder hatte kaum den Grund berührt, da klopfte auch schon der erste Zander an. Anhieb. Ins Leere. Und schon wurde ich ins Beiboot abgeschoben. Gegen 9.30 hatte die Besatzung des Mutterschiffs die ersten Zander an Bord. Ca. 50 und vermessene 82 cm waren sie lang. Den großen hat der Bootsführer selber verhaftet. Zu dem Zeitpunkt verzeichnete die 1-Mann-Bellyboat-Fraktion weitere Fehlbisse auf ein lila Berkley-Finesse-Würmchen am Odd-Ball (schließlich wollte man die versierteren Holländer ja auch mal mit abgefahrenen Köder-Jig-Kombis verblüffen).
Deswegen fehlen hier aber leider auch die Fisch-Bilders. Nachdem wir telefonisch darüber informiert wurden, dass da einige Teilnehmer das Warten satt hatten, machten wir sofort kehrt, und Kätpn Ruhrschleuse nahm die nächste Ladung Angler auf, während sich die restliche Crew den Magen nicht zuletzt mit lecker fettiger Erdnusssoße und Satespießchen zupflasterte.
Dann schauten wir noch Martin (oben links) zu, wie er fachmännisch die Angelkarten einsammelte und sie wieder an die Angler verteilte, die an Bord der Bassboats gingen. Leute, da haben wir einen echten Fachmann in Sachen Scheinausgabe an Board! Der Mann fühlt sich allerdings in den Niederungen des Strafrechts wohler. Wo ihn doch sicher jedes Angelgeschäft mit Kusshand als Tageskartenverwalter aufnehmen würde.
Pünktlich zur Zanderfiesta paddelte ich dann ein paar weiteren zaghaften Fehlbissen entgegen. Inzwischen wohl wissend, dass man seine Füße besonders gegen Kälte schützen sollte…
Dann ging’s wieder kurz an Land, wo sich der anfängliche Unmut unter den Angereisten in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Schließlich waren da dann fast alle Angler schon zweimal für mindestens 45 Minuten auf dem Wasser. Also die nächsten Passagiere aufs Boot. Und wieder rein ins herrlich frische Nass. Inzwischen war mein Köder, ein Finn-S von Lunker City (Jan’s Geheimwaffe), mit einem Twinnex von Gamakatsu bewehrt.
Gebracht hat’s allerdings auch nicht so viel. Irgendwie haben es die Zander geschafft, auch diese Zusatzmaßnahme zu umgehen. Zwei satte Fehlbisse und einen Barsch sollten die letzten eineinhalb Stunden bringen. Die Seuche…
Andere Barsch-Alarmer waren da erfolgreicher. So konnten die-radde sofort einen Zander klar machen. Auch das Team Lachsy fing Fisch. Und ein knapp 10-jähriges Mädchen hatte auch eine 50er. Auch auf Bernd’s Boot wurden einige Zander dingfest gemacht. Und auf Jan’s sowieso. Zandermeister Robert hatte 5 Zander. Unterm Strich wurde aber mehr schlecht als recht gefangen. Ob’s am Kälteeinbruch lag (die beiden Nächte zuvor gab’s den ersten heftigen Frost in Holland)? Bestimmt. An uns Anglern kann’s ja nicht gelegen haben.
Jedenfalls war ich dann zwar ein bisschen allein gelassen mit meinem Ergeiz, den ersten Vertikal-Kaltwasser-Bellyboat-Holland-Zander meines Lebens zu landen. Aber irgendwie auch froh, dass ich jetzt aus meiner Wathose raus durfte. Und der Sonnenuntergang mit den einfahrenden Booten stimmte dann doch sehr versöhnlich. Ruhe. Stehen. Das Blut würde bald anfangen zu zirkulieren.
Doch knapp vorbei ist auch daneben. Man sollte sich nie zulange mit einer Wathose an einer Slipanlage aufhalten. (Hab aber gern geholfen!) Eine Stunde später gab’s dann noch ein, nein eineinhalb Bierchen, bevor mich Sebastian dann nach Duisburg an den Bahnhof brachte (DANKE!).
Auf einen abwechslungsreichen, lustigen, teilweise unerwartet fußkalten und mit vielen netten Gesprächen durchsetzten Tag zurückblickend, hab ich die paar Stunden im Zug dann fast durchgeschlummert und war so fit genug, Euch noch kurz zu schildern, wie ich den Raubfischtag in Roermond erlebt habe.
An all die bassmasters, b-grandmas, Lachsys, Willis und anderen Barsch-Alarmer: War schön, Euch alle mal persönlich kennen gelernt zu haben! die-radde seh ich im August zu einer weiteren Bellyboat-Exkursion (Gutes Datum! Warmes Wasser!)
PS: wagnerps hat angeregt, mal ein Barsch-Alarm-Weekend in Berlin zu organisieren. Eigentlich auch mal eine gute Idee. Wenn man das mit dem Wetter langfristig planen könnte, fänd ich ja ein gemeinsames Masseneisangeln gut. Oder mit dem Bellyboat auf Meerforelle – was in Berlin allerdings schwer zu realisieren sein wird :-D Wenn dann aber besser vor Kälte isoliert. Dazu morgen mehr.
Die Fotos kommen teilweise auch von Thomas Kemper – www.carpfoto.com bzw. Lachsy!