Zander Zander in der Nacht
Langsam, ganz langsam schleiche ich mich die letzten Meter die Böschung hinunter. Immer darauf bedacht, keinen der lose liegenden Steine zu lösen. Es scheint ewig zu dauern, bis ich unten ankomme. Nun gaaanz sachte die Tasche und den Watkescher ablegen. Da, schon wieder! Im Randbereich der einige Meter entfernten Laterne plätschern schon wieder ein paar Friedfische an der Oberfläche des Flusses. Anscheinend war ich leise genug, denn kurz zuvor habe ich dieses kleine Schauspiel schon einmal erlebt. Vorsichtig löse ich den schon vormontierten Wobbler aus der Hakenöse. Es folgt ein Wurf, der 2-3 Meter hinter der Stelle endet, wo kurz zuvor die Weißfische auf der Flucht gewesen sind.
Mit kleinen Rucken und kurzen Stops lasse ich den Wobbler auf mich zutanzen. Das wiederhole ich, bis der Wobbler direkt vor meinen Füßen ist. Erneuter Auswurf. Dieses Mal führe ich den Wobbler aber nicht ruckartig, sondern ziehe ihn langsam und kontinuierlich ein. Biss! Kurz vor dem Übergang vom Dunklen zum beleuchteten Bereich der Laterne hämmert es in meiner Rute und ich setze reflektorisch den Anschlag.
Der sitzt! Die typischen Schläge in der Rute signalisieren mir sofort: ein Zander! Wieder, so scheint es, ist die Taktik aufgegangen. Aber so leicht will sich mein Kontrahent nicht geschlagen geben. Stetig zieht er in den dunklen Bereich zurück, bestrebt, den Grund zu erreichen. Daran kann ich ihn zum Glück hindern und nach ein paar, für einen Zander beachtlichen, Fluchten kommt er in den Uferbereich und lässt sich problemlos mit dem Kiemengriff landen.
Ein herrlicher Fisch, so um die 70cm. Nach dem abhaken darf er, ohne Bodenkontakt erlitten zu haben, wieder in sein Element zurück. Es hat wieder geklappt! Aber worauf sollte man achten, wenn es zum nächtlichen Spinnfischen geht? In diesem Artikel versuche ich, Euch meine bisherigen Erfahrungen zu diesem Thema ein wenig näher zu bringen.
Wer in Dunkeln den Zander nachstellen möchte, sollte entsprechend vorbereitet sein, damit er keine unliebsamen Überraschungen wie Stürze am Ufer, zerbrochenes Gerät oder regelmäßige Schneiderabende erlebt.
Dort, wo man das Spinnfischen auf Zander im Dunkeln betreiben möchte und darf, sollte man schon eine gewisse Routine haben. Das heißt, daß man das Ufer und seine Zugangswege auch schon kennengelernt hat. Es bringt nichts, wenn man am Ufer nur so herumstolpert und so schon vorsorglich jeden Fisch im Umkreis von 100 Metern vertreibt. Das Gerät und auch man selbst können bei einer ungeplanten Aktion schon so einige Blessuren erfahren. Deshalb ist es ratsam, sich bei Tageslicht einen Überblick zu verschaffen, wie man zum Ufer kommt und wie dort die Beschaffenheiten sind. Auch wenn man es peinlichst vermeiden sollte, im Dunkeln beim Angeln für unnötige Aufmerksamkeit zu sorgen, sollte man immer eine Taschen- besser Kopflampe bei sich führen. Diese wird, aber nur im Notfall eingeschaltet, wenn zum Beispiel ein Fisch gelandet werden soll oder es Probleme mit dem Gerät oder einem Köderwechsel gibt. Ansonsten sollte man genau darauf achten, zusätzliche Störfaktoren, wie zum Beispiel Licht, einzusetzen. Weitere Störfaktoren, wie z.B. lautes Herumlaufen, Taschen fallen lassen, etc. sollte man natürlich auch vermeiden, wenn man die Fische nicht vertreiben möchte. Aber, ich denke, das versteht sich ja auch von selbst.
Wichtig scheint mir auch, auf ein geeignetes Schuhwerk zu achten. Mit einem einfachen Turnschuh auf einem rutschigen Abhang oder in der nassen Steinpackung herumzuturnen scheint nicht gerade sinnvoll. Schnell verliert man den Halt und liegt auf der Nase. Ein robuster Schuh hat da schon seine Vorteile. Man hat sicheren Halt auf unwegsamen Terrain und rutscht nicht so schnell ab. Meist sind sie auch ausreichend warm. Auch sollte man bedenken, daß es am Abend, gerade im Herbst, manchmal empfindlich kalt werden kann. Deshalb sollte man entsprechende Kleidung anhaben. Zu Beginn meiner nächtlichen Versuche, den Räubern, insbesondere dem Zander, nachzustellen, habe ich doch anfangs ab und an vergessen, mich entsprechend warm einzupacken. Sobald im Herbst die warme Sonne untergegangen war und sich ein sternenklarer Himmel zeigte, hab ich mich verdammt geärgert, nicht noch einen zweiten Pullover oder eine Jacke mitgenommen zu haben. Mittlerweile hab ich dazugelernt und immer noch ausreichend Reserve dabei, sei es in meiner Angeltasche und/ oder im nahe gelegenen Auto. Eine warme Mütze aus Wolle oder Fleece ist auch fast unerlässlich, wenn es sehr kalt wird, da der menschliche Körper bis zu 30% der Körperwärme über den Kopf abgibt. Sicherlich ist es auch sinnvoll, irgendeine Art von Regenschutz dabei zu haben. Gerade im Spätherbst und Winter ist es zudem wichtig, nicht nur sehr warm eingepackt zu sein, sondern auch darauf zu achten, daß die Kleidung nicht zu eng am Körper und besonders an den Armen anliegt. Sonst führen massive Kleidungsschichten oder dicke Jacken dazu, daß man in seiner Bewegungsfreiheit arg eingeschränkt ist. Einigermaßen präzise Würfe werden dann schnell zur Qual.
Beim nächtlichen Spinnfischen sind die Zander häufig an anderen Plätzen anzutreffen, als man es vom Fischen tagsüber gewohnt ist. Nun sind nicht mehr die tieferen Bereiche der Gewässer, die gerne als Tagesunterstände genutzt werden, für mich interessant, sondern viel mehr die und ufernahen Bereiche. Flache sandige Buchten, Steinpackungen, ufernahe Laternen (hier treffen sich im Dunkeln gerne die Weißfische), ufernahe Kanten, Spundwände und ähnliche Strukturen sind am Abend hervorragende Spots, wenn die Zander zur abendlichen Jagd losziehen. Wenn man sich diesen Strukturen direkt nähern kann, ist es meist nicht nötig, seinen Köder mit Gewaltwürfen auf die Reise zu schicken. Ein gezielter Schlenzer aus dem Handgelenk reicht da meistens aus. Ganz wichtig ist es auch, den Köder bis direkt vor die Füße auszufischen, da die Bisse manchmal erst direkt am Ufer kommen. Wer seinen Köder vorzeitig aus dem Wasser hebt, vergibt somit unweigerlich die Chance, einen Fisch zu fangen, der sich erst in der letzten Sekunde dazu entscheidet, zuzuschlagen.
Da viele Bisse im Nahbereich kommen, sollte man sich mit dem Angelgerät darauf einstellen. Die Bremseinstellung einer soliden Frontbremsrolle sollte so gewählt werden, dass ein nah beißender Fisch die Möglichkeit hat, auch Schnur von der Rolle zu ziehen. So kann man effektiv die ersten Fluchten der Zander abfangen, ohne daß sie sich sofort wieder losschütteln können. Im Gegensatz zum klassischen Twistern, verwende ich gerne Ruten, die nicht absolut bretthart sind. Zwar sollten sie über ein gutes Rückgrad verfügen und eine Spitzenaktion aufweisen, aber mit einer etwas weicheren Rute ist man im Nahbereich, wegen der Drillaussteiger, besser aufgehoben. Die Rutenlänge wähle ich meist um die 3,00 Meter. Diese Länge hat den Vorteil, daß man den Köder auf den letzten Metern vor dem Ufer besser über Hindernisse, Kanten oder Steinpackungen, besonders wenn man mit Wobblern fischt, herüber führen kann. Als Schnur benutze ich hauptsächlich Geflochtene (mit ca. 5 bis 8 Kg Tragkraft), da man mit ihr eine bessere Köderkontrolle hat, als mit einer monofilen Schnur. Wenn ich allerdings bei Minusgraden fische, gehe ich zu einer dehnungsarmen Monofilen (0,28 bis 0,35) über, da sich diese nicht mit Wasser vollsaugen kann und die Rutenringe somit nicht zu schnell zueisen.
Als Köder kommen bei mir hauptsächlich Wobbler, Twister und Gummifische zum Einsatz. Bei den Gummiködern achte ich darauf, daß ich das Gewicht des Bleikopfes nicht zu hoch wähle, damit eine evtl. langsame Präsentation im flachen Wasser noch einigermaßen vernünftig machbar ist. Bei den Wobblern wähle ich überwiegend schlanke Modelle. Diese passen gut in das Beuteschema des Zanders. Modelle zwischen 8cm und 15cm haben mir bisher die besten Ergebnisse gebracht. Farblich orientiere ich mich bei meinen Ködern meist an der aktuellen Gewässersituation. Grob eingeteilt gilt hier: aggressive Farben bei trübem Wasser, naturgetreue Farben bei klarem Wasser. Speziell an Stellen, wo noch Restlicht vorhanden ist, oder künstliche Lichtquellen stehen, weiche ich gerne von diesem Schema ab und benutze sehr dunkle Köder, bis hin zu schwarz, da sie sich optisch gut gegen das Licht abheben. Welche Farbe allerdings den Vorzug erhält, hängt auch immer wieder von der Tagesform der Zander ab und kann deswegen nicht pauschalisiert angegeben werden.
Ich hoffe, ich konnte Euch einen kleinen Einblick ins nächtliche Spinnfischen auf Zander vermitteln. Und vielleicht sieht man sich ja mal am Wasser, wenn es dunkel wird. Für mich ist diese Art zu fischen eine der spannendsten, da manchmal wahre Sternstunden möglich sind, wenn die Sonne hinter dem Horizont untergegangen ist …