Tackle-Tipps Mit Crankbaits auf Barsch
Weil ich in der Sommersaison 2014 dem Zanderzupfen unheimlich viel mit Crankbaits gefischt habe und auch eine Spezialrute zum Cranken zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, habe ich meine Eindrücke in ein Mini-Tutorial fließen lassen – wohl wissend, dass das für viele hier nichts Neues ist. Wenn man einer alten Barsch-Alarm-Umfrage trauen darf, nach der hier 60 Prozent der Anwesenden Twitchbaits bevorzugen, bin ich aber nicht der einzige, der das Crankbait-Angeln viel zu lange viel zu stiefmütterlich behandelt hat. Doch dann hat’s KLICK gemacht. Denn es macht nicht nur unheimlich Spaß, wenn die Barsche auf den durchgekurbelten Wobbler bretzeln, sondern manchmal auch mehr Sinn. Also los jetzt…
Das Crankbait-Prinzip
Im Gegensatz zu den schlanken Twitchbaits, die man mit zackigen Rutenschlägen (Twitches) animieren muss, sind Crankbaits dazu gedacht, einfach durchs Wasser gekurbelt zu werden. Durch den bulligen Körper und die dicke Tauchschaufel verdrängen sie viel Wasser und schlagen während des relativ zügigen Einholvorgangs in hoher Frequenz von einer Seite auf die andere aus. Das ist nicht nur einfacher und entspannter für den Angler, sondern geht auch schneller. Eine Bahn ist doppelt oder dreimal so schnell abgefischt wie mit einem Twitchbait. Deshalb werden die Crankbaits in der Kategorie „Searchbaits“ geführt. Leider ist es nicht so, dass Crankbaits immer funktionieren. Von gelegentlichen „Reaction Strikes“ (Reaktionsbissen) einmal abgesehen, fordern sie aktive Fische, die gewillt sind, einem schnellen Köder zu folgen und dann auch zuzubeißen. Dass gerade Barsche oft gut auf Cranks abgehen, liegt u.a. auch daran, dass sie fast nie allein unterwegs sind, sondern in Rudeln jagen, in denen die langsamen Barsch in die Röhre schauen und die schnellsten Barsche am meisten zu Fressen abbekommen. Sobald also nach dem Laichen wieder Tendenzen zur Schwarmbildung einsetzen, hat man mit Crankbaits einigermaßen gute Chancen. Noch viel besser aber zünden die kompakten Hardbaits, wenn es richtig heiß wird und die Barsche voll im Saft stehen.
Rapala-Barsch-Cranks
Cranks gibt’s eine ganze Menge auf dem Markt. Als offizieller Rapala-Tester habe ich einen guten Überblick über die Modelle aus dem Rapala-Programm. Mit Wobblern wie dem Scatter Rap Shad, dem Scatter Rap Crank, dem Clackin‘ Crank, dem Max Rap Fat Shad, dem BX Jointed Shad oder dem Jointed Shad Rap bietet Rapala dem Barschangler viele dickbauchige und kompakte Wobbler in Größen von 5 bis 7 cm, die genau im Beuteschema der Gestreiften angesiedelt sind. Diese Rapala Cranks will ich beschreiben.
Scatter Rap Shad
Der 7 cm Shad mit der auffälligen Tauchschaufel wiegt 7 Gramm. Er ist aus Balsaholz und sicher kein Flugwunder. Dafür besticht er aber durch seine Laufeigenschaften. Durch die nach außen gewölbte und breite Scatter-Lip bricht der Wobbler beim Einkurbeln immer wieder aus und täuscht Fluchtbewegungen vor, die mit Bissen quittiert werden. Schwimmend undgeräuscharm.Tauchtiefe: 1,5 bis 2,4 m.
Scatter Rap Crank
Der bullige Scatter Rap ist nur 5 cm lang und wiegt 9 Gramm. Für einen Balsa-Wobbler ohne Weitwurfsystem ist er ein Weitenjäger und wartet mit den gleichen Features auf wie der Scatter Rap Crank. Tauchtiefe: 1,8 bis 2,4 m.
Clackin‘ Crank
Flachlaufender 5 cm-Crank mit großem Tiefton-Klangkörper, der die Fische schon von Weitem auf sich aufmerksam macht. Die Square Bill Lip führt ihn über Äste und andere Hänger locker hinweg. 4 fängige Farben. Flugeigenschaften, die an Raketen erinnern. Gewicht: 9 Gramm. Tauchtiefe: ca. 1 m.
Max Rap Fat Shad
Das „Max“ bei dieser Serie steht u.a. für maximale Wurfweite und maximale Wurfkontrolle. Und das stimmt auch. Die mit Tungsten-Kugeln ausbalancierten 5 cm-Fat Shads (Gewicht: 8 Gramm) machen jeder Cruise-Missile Konkurrenz. Tolle Farben mit einem lasergravierten Schuppenmuster. Langsam aufsteigend. Tauchtiefe: 2,4 bis 3,6 m.
Jointed Shad Rap
Die zweiteiligen 5 cm-Shad Raps als Shallow Jointed Shad Rap mit einem Gewicht von 7 Gramm und als Tiefläufer mit einem Gewicht von 8 Gramm. Tauchtiefe: 0,6 bis 1,2 m bzw. 1,8 bis 3,9 m. Beides sind Suspender. Beide sind mit rasseln ausgestattet. Und beide wckeln mit ihrem Hinterteil noch wilder als einteilige Cranks.
Crankbait-Führung: Abwechslungsreiche Führung bringt mehr Fisch!
Crankbaits können einfach linear eingekurbelt werden. Weiter Optionen sind das Abklappern des Gewässergrundes (dazu verwendet man einen Köder, der tiefer als der befischte Spot läuft) und das Sweepen (hier wird die Rute von vorne seitlich nach hinten gezogen, so dass der Köder nach unten beschleunigt und dann wieder auftreibt, während die Rute in die Ausgangsposition zurück geführt wird). Beim Burnen dreht man den Köder turboschnell durchs Wasser und erzeugt Reaktionsbisse, weil den Räubern keine Zeit zum Überlegen bleibt. Das. Gelegentliche Twitches beschleunigen den Köder und lassen ihn ausbrechen, Pausen lassen ihn aufsteigen. Stopps und Fluchtmomente sind immer Signale, auf die die Raubfische reagieren.
Crankbait-Rolle: Baitcaster im Vorteil
Kleine Crankbaits lassen sich gut mit leichten Spinnruten präsentieren. Freaks benutzen aber auch schon hierfür eine Baitcaster. Schließlich haben die Cranks durch ihre kompakte Form und das meist relativ hohe Gewicht gute Flugeigenschaften. Crankbaits geben den Druck nicht nur ans Wasser weiter, sondern transferieren den Wasserwiderstand und das hektische Wobbeln über die Schnur in die Rute und Rolle. Je größer der Crank bzw. dessen Tauchschaufel, desto härter die Belastungen für den Angler und die Rolle. Wer ausgiebig mit Stationärrollen große Cranks schmeißt, muss sich immer mal eine neue Rolle kaufen, dass die längs ausgerichteten und einfach gelagerten Achsen unter der Dauerbelastung mit der Zeit in die Knie gehen. Da sind kleine Multis (BCs) viel besser geeignet. Hier liegt die Achse quer und ist links und rechts gelagert. Da kann so schnell also nichts verbiegen. Rollen wie die Core 101, die Chronarch 51 oder die Chronrach Ci4+ lassen die oben genannten Cranks, die alle im 7 bis 9 Gramm-Spektrum liegen, richtig weit fliegen – vorausgesetzt, man verwendet ein Rute, die sich unter diesem Gewicht schon auflädt.
Crankbait-Rute: Langsame Aktion besser als Spitzenaktion
Die Amis sprechen von einer „Slow Action“, wir von weichen Ruten, wenn sich die Gerte unter Belastung bis in die Mitte krümmt. Egal wie man diesen Aktionstyp benennt – solche Ruten sind beim Crankbaiten Ruten mit einer Spitzenaktion vorzuziehen. Erstens werfen sie die Köder weiter. Zweitens puffern sie den Stress ab, den der Wobbler auf das Handgelenk ausübt. Drittens bieten sie den Fischen weniger Widerstand beim Einsaugen des Köders. Außerdem gibt’s weniger Aussteiger. Zu weich sollte die Rute aber auch nicht sein. Schließlich will man ja auch den Haken eintreiben. Viele Hersteller sind einen Schritt zurück gegangen und bieten Crankbaitruten aus Glasfaser an. Die sind dann aber meistens ein bisschen schwerer als Kohlefaserruten und sehen teilweise auch recht grobschlächtig aus. Toller sind da natürlich Modelle aus Kohlefaser, die auf die Bedürfnisse der Crankbait-Angler zugeschnitten wurden. Geniale Modelle kommen z.B. von G Loomis, allen voran die GLX Crankbait. Wie immer bei Loomis besticht diese in schlichtem Grün gehaltene Serie nicht übers Design, sondern über die Funktionalität. Es ist einfach der Hammer, wie sich diese Ruten aufladen. Ich habe mich für die kleinste dieser Serie entschieden, weil ich wirklich viel in flachen Gewässern angle und die Rute auch ausschließlich für kleine Cranks nutzen will. Die ist so toll, dass ich da ein kleines GLX 781C CBR-Feature auf den Shimano-Blog gesetzt habe.
Allerdings ist es ja schon eine Weile her, dass ich diesen Artikel geschrieben habe. (Man sieht es an den Kommentaren.) Inzwischen cranke ich auch viel mit den BFS-Ruten (Expride und Poison Adrena.) Im Zusammenhang mit monofiler Schnur machen sich deutlich schnellere Ruten gut. Auch zum BFS-Mono-Scatter-Cranking habe ich einen Blogeintrag auf die Shimano-Seite gestellt.
Crankbait-Schnur: Mono und FC statt Geflecht!
Fluorocarbon, Geflochtene oder Mono – jeder Schnurtyp hat seine Vorteile. Auch beim Cranken. Mit einer dünnen geflochtenen kommt man zum Beispiel tiefer. Dennoch ist Geflecht bei den meisten Crankern aus dem Rennen. Zu heftig überträgt die Schnur das Wobbeln und die mangelnde Dehnung, die wir beim Gummifischangeln ja fast alle schätzen, sorgt für Fehlbisse und Aussteiger. Bleiben noch FC und Mono. Da gibt’s so viele verschiedene Typen. Weiches FC, harte Mono, dehnungsarme Mono, extrem elastisches FC… Im Grunde ist es wohl Geschmackssache. Ich fische eine 20er Ultegra Invisitec. Die ist sehr geschmeidig und super abriebsfest. Wichtig ist, dass die Schnur nicht von der Rolle springt. Außerdem ist bei der Stärkenwahl zu beachten, dass dünne Schnüre die Köder tiefer laufen lassen und dicke Schnüre dafür sorgen, dass die selben Köder flacher laufen. (U.a. deshalb ja auch die von-bis-Tiefenangaben bei den Wobblern.)
Stop! Keine Regel ohne Ausnahmen! Das gilt auch fürs Crankbaitangeln auf Barsch. Wer Krautfelder beackert, wird es zu schätzen wissen, dass man mit der Geflochtenen das Kraut abschlagen kann. Interessanterweise kommen viele Bisse direkt nachdem der Köder wieder anläuft. Dazu hat Dustin in seinen 5 Tipps zum Cranken auf Großbarsch folgendes geschrieben:
Rein in den Dschungel!
Die dicken Barsche stehen oft auch sehr flach. Ich befische gern dichte Krautfelder, in denen der Wobbler alle paar Meter stecken bleibt. Die Bisse kommen oft in dem Moment, in dem man die Wobbler freischlägt – ganz wichtig also: Den Wobbler nicht einholen, wenn er Kraut gefangen hat, sondern versuchen, das Kraut vom Köder zu schlagen. (Heftig mit der Rucke rucken.)
Weiche Ruten sind fehl am Platz!
Reinrassige Crankbait-Ruten sind relativ weich, damit die Fische den auf einer Linie eingekurbelten Köder leichter ansaugen können. Solche Ruten können wir zum Dschungel-Cranken nicht gebrauchen. Wenn sich die Rute schon vom bloßen Einkurbeln eines großen Cranks biegt, fehlt ihr die Power, die man braucht, um den Köder vom Kraut frei zu schlagen. Das geht nur mit einer starken Rute wie meiner Loomis.
Auf jeden Fall Geflecht!
Die Power der Rute lässt sich nur durchsetzen, wenn die Schnur nicht nachgibt. Wenn viele Angler zum Cranken eine Monofile verwenden, mag das fürs Freiwasserangeln oder Bottom-Bouncen gehen. Für unsere Disziplin hier ist das nichts. Wir brauchen ZERO STRETCH! Eine 19er PowerPro rasiert die Halme und ist stark genug, die heftigen Belastungen durch die Schläge wegzustecken. Ich nehme gern grüne PowerPro, die in dem Dickicht da unten untergeht.
Ihr findet hier auch ein Crankbait 101 von Flo – da geht’s im ersten Teil um die Ködertypen. Das sei als weiterführende lektüre mal empfohlen.
Und jetzt viel Spaß beim Crankbait-Angeln!
Johannes