Zander Zander-Jiggen und Faulenzen mit der Baitcaster


Es geht ums Jiggen und Faulenzen mit der Baitcaster. Nicht mit Bigbaits auf Hecht, sondern auf Zander (und auf Hechte und dicke Barsche) mit mittelschwerem Gerät. Für viele ist es gar kein Thema. Für die einen, weil sie es eh schon ewig machen. Für die anderen, weil sie es für einen ausgemachten Blödsinn halten, mit einer oben auf dem Blank angebrachten Rolle zu jiggen, die zudem viel weniger Schnur einzieht als eine Stationärrolle und auch weil sie gern Ruten ab 2,4 m benutzen, um die Anschläge durchzubringen und den Köder schön abzuheben und um auf Wurfweite zu kommen oder weil sie von Grund auf keinen Bock auf den ganzen Baitcaster-Hype haben.

Der ganz hice Shice ist das Thema für viele nicht mehr. Für mich offensichtlich schon.

Argumente gegen die Baitcaster beim Gummifischangeln:

  • Geringer Schnureinzug resultiert in flacheren Sprüngen
  • Kürzere Rutenlänge sorgt für kürzere Wurfweite und schlechtere Bissverwertung
  • Zum Uferangeln an Steinpackungen eigenen sich die kurzen Blanks nicht
  • Der Schwerpunkt ist ungewohnt
  • wer an die Stationärrolle gewohnt ist, hat Probleme mit dem Anhieb, weil der mehr aus dem Unterarm kommen muss
  • Perücken-Alarm vor allem in Gegenwind/Gewaltwurf-Situationen
  • Wurfweiten-Unterschied zwischen Baitcaster und Statio (Statio wirft weiter)

Ich gehe mit vielen Anglern fischen. Von denen jiggen oder faulenzen tatsächlich nicht so viele mit der Multirolle bzw. Baitcaster.

Dustin war vor mir dran und fischt eigentlich ziemlich konsequent mit der Baitcaster.

 

In erster Linie sind es Bootsangler, die zunächst einmal nicht so sehr auf Wurfweite angewiesen waren und die sich im Laufe der Zeit an das Distanzangeln mit der BC herangetastet haben.

Ich machs aber auch sehr gern mit der Multi. Nicht immer. Aber immer öfter.

Viele der oben aufgelisteten Gegenargumente sind inzwischen auch veraltet. Viele Hersteller bieten inzwischen extrem hoch übersetzte Baitcaster-Rollen mit Übersetzungen von 1:8 oder größer. Diese Rollen ziehen zwischen 80 und 90 Zentimeter pro Kurbelumdrehung ein. Bei Shimano sind diese Modelle mit XG gekennzeichnet:

  • Metanium MGL XG (8,5:1): 91 Zentimeter pro Kurbelturn
  • Aldebaran BFS XG (8,0:1): 80 Zentimeter pro Kurbelturn
  • Curado 71 XG (8,2:1): 81 Zentimeter pro Kurbelturn
  • Scorpion XG (8,2:1): 82 Zentimeter pro Kurbelturn

Auch die von vielen so geliebte Metanium DC hat einen Einzug von satten 79 Zentimetern. Ein Schnureinzug in dieser Größenordnung sollte für eine sportliche Köderführung reichen.

Die Vorteile der Multi-Rollen sind:

  • Direkter Zugriff auf die Schnur (kein lästiges Umgegreife für Schnurfühlige)
  • Sehr direkter Köderkontakt (keine Umlenkung über das Schnurlaufröllchen)
  • Absolute Laufruhe erhöht das Köderfeeling
  • Beidseitig gelagerte Spule macht die Baitcaster robuster
  • Kein Bügelumklappen und direkter Schnurabzug (weniger Schnur in der Luft), dadurch ist der Köder direkt nach dem Auftreffen einzugbereit.
  • Direkt-Bisse im ersten Moment der Absinkphase können auch direkt beantwortet werden
  • DC-Systeme und die modernen Fliehkraftbremsen dämmen das Tüddel-Problem deutlich ein bzw. reduzieren es auf Null
  • Geübte Werfer werfen mit der Baitcaster genauso weit wie mit der Stationärrolle

So viel zum Thema Baitcaster vs. Statio. In meinen Augen wiegen sich Vor- und Nachteilemindestens auf. Für einige Situationen ist die Baitcaster sicher die bessere Wahl. Zum Distanzangeln vom Ufer würde ich aber auf jeden Fall die Stationärrolle nehmen.

Der Zetti aus dem Aumacherbild kam auf T-Rig. Kurz danach habe ich aber auf Jig umgestellt. Wegen der besseren Bissverwertung. Ich finde, dass etwas größere Zander und Texas-Rig öfter al Fehlbisse produzieren. Geht ihr da mit?

Baitcaster-Ruten zum Jiggen und Faulenzen

Und jetzt zu den Ruten. Tatsächlich bieten nur wenige Hersteller lange Ruten mit Triggergriff, die man gern zum Distanzangeln auf Zander und Barsch nehmen würde. Das (Hechtfischen ist sowieso eine andere Disziplin.) Shimano hatte bis vor kurzem die Yasei Pike Casting bis 60 Gramm im Sortiment. Diese 2,5 m lange Allround-Casting-Rute gibt’s jetzt aber auch nicht mehr. Allerdings muss man auch sagen, dass sich immer mehr Angler auf kurze Ruten eingeschossen haben. Ein Weitwurftest der Fisch&Fang hat zudem ergeben, dass die Wurfweiten-Unterschiede zwischen langen und kürzeren Ruten gar nicht so gravierend ausfallen. Und wenn man mal ein bisschen recherchiert, gibt es recht viele Cast-Ruten mit einer Länge von 2,10 m plus X.

  • Poison Adrena 172 H (Länge 2,18 m / WG 12 bis 42 Gramm)
  • Zodias 172 H (Länge 2,18 m / WG 12 bis 42 Gramm)
  • Expride 173 XH (2,21 m / WG 14 bis 56 Gramm)

Andere Hersteller werden auch lange Modelle haben. In die Längenkalkulation muss außerdem einfließen, dass die Griffteile der Cast-Ruten meistens ein bisschen kürzer sind und sich der für die Wurfweite relevante Blankteil an etwas längere Spinning-Ruten annähert.

Ich jigge mit leichtteren BCs auch auf Barsch. Meine Spinnings sind auch nicht länger als die 2m-Cast-Ruten. Die Arguentation kann man meines Erachtens also auch 1:1 auf Barsch übertragen.

Warum ich drüber schreibe? Mir macht das Jiggen und Faulenzen mit der Baitcaster inzwischen extremen Spaß. Ich hätte es mir vor ein paar Jahren auch nicht vorstellen können und möchte den Verweigeren den Weg zu neuem Angelspaß ebnen. Für alle, die an der technischen Komponete unseres Hobbys interessiert sind und allen, die immer mal Bock auf etwas Neues haben und die bislang noch an ihren Spinning-Kombos kleben, ist das Jiggen und Faulenzen der perfekte Einstieg in die Baitcasterei: Gummifische am Bleikopf sind kompakt und wiegen relativ viel. Sie lassen sich also gut schmeißen. Insofern muss man auch nicht direkt in die Vollen gehen und ist mit soliden Kombos aus der Mittelklasse erstklassig bedient. Die Casitas 151 HG hat zu Beispiel einen Schnureinzug von 76 Zentimeter pro Turn. Kombiniert mit einer Zodias 172 H ist das eine super Kombo – nicht nur für Einsteiger.

Ich bin ja nun auch erst seit relativ kurzer Zeit vom Baitcastvirus befallen und kann Johannes nur zustimmen. Mittlerweile fische ich eigentlich fast ausschließlich nur noch mit der Baitcaster, auch um mich selber zu zwingen, meine Wurftechnik und Fertigkeiten immer weiter zu verbessern. Wenn man nur eine Baitcastkombo mit ans Wasser nimmt, ist es halt nicht so einfach, nach ner Perücke oder anderen Unzulänglichkeiten frustriert die Castingrute wieder in die Ecke zu feuern. ;) Da muss man sich wohl oder übel der Herausforderung stellen oder man kann halt nicht mehr angeln. Aber genau so lernt man recht zügig und verbessert zeitnah seine Fähigkeiten.

Ich bin ja ehrlich: Ich habe mich jahrelang gegen die Baitcasterei gewehrt, es als Hype und Lifestyle Kram abgetan und konsequent ignoriert. Mittlweile ärgere ich mich, dass ich darauf jahrelang verzichtet habe. Da ist mir viel Angelspaß entgangen. Nachteile gibt es aufgrund der ausgereiften Technik ja eigentlich kaum noch, da überwiegen insgesamt doch die Vorteile enorm.

- Der sehr direkte Köderkontakt macht süchtig.
- Die Möglichkeiten der Köderpräsentation, sind ungleich höher wie mit der Statiokombo.
- Viel direkterer Kontakt im Drill und dosierteres Bremsen (Daumen) möglich.
- Kaum nervige Schnurbögen. Viel präzisere Würfe.
- Ermüdungsfreies Angeln, über Stunden.

Ich kann nur jedem ans Herz legen, das ganze Mal zu versuchen. Es erschließen sich einem auf jeden Fall ganz andere Horizonte der Angelei. Stehvermögen und der wirkliche Willen den Umgang mit der Baitcaster zu lernen, natürlich vorausgesetzt. Ich vermisse die Statios eigentlich kaum noch. Ganz im Gegenteil.
Tja Carsten ist doch mein Reden
P
  • P
    PM500X
  • 17.03.2017
@Tom: Ich hätte auch nie gedacht, dass ich mich mal so mit dem BC-Fieber infiziere und siehe da, mittlerweile hab ich schon 3 Combos... :)
@Tom

Und ja, damit hattest Du 100% recht.
P
  • P
    Perch2711
  • 18.03.2017
Kann man denn mit einer Multi auch Carolina Rigs vernünftig werfen oder ist da Tüddelalarm angesagt?
Ich benutze die BC eher für rigs zB. Um einen Krebs in cm schritten einzukurbeln das wiederum macht mir an der statio keinen Spaß. Auch für hardbaits benutz ich lieber die statio gerade bei der rapfenjagt komm ich besser mit klar.
@Perch2711: Natürlich, geht einwandfrei...

MfG Matthias
Ich fisch ausschließlich Bc-Rollen und habe noch nie Probleme
mit allen möglichen Rigs gehabt.Halte die Bc auch für geeigneter.
S
  • S
    scorpion1
  • 21.03.2017
Sehr schöner Artikel wie immer !
Das reizvolle ist auch das der lernprozess beim Casten nie wirklich endet und damit eine doch sehr enorme Langzeitmotivation bietet finde ich .
Ich fische jetzt seid 3 Jahren zu 99% nur noch BC und hab keine Situationen wo ich ne Spinning vermisse ... Auf jeden Fall krass wie stark die BC Szene in den letzten 2 jahren angewachsen ist wenn man das zurückblickend betrachtet .Feine Sache auf jeden Fall
P
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    Perch2711
  • 22.03.2017
@eggerm
Danke für deine Antwort. Dann steht ja der 1.Baitcastcombo nichts mehr im Wege.
Ich fische sowohl Baitcaster als auch Spinnings. Ich möchte beides nicht missen und beides hat meiner Meinung nach Vor- und Nachteile. Aber allein schon der Aspekt auch mal wechseln zu können um mal anders zu fischen, verdrängt den Gedanken nur noch Baitcaster oder Spinning zu fischen...
Ich habe eher andere Erfahrungen gemacht. Seitdem ich Baitcaster nutze, habe ich eigentlich keinen Bock mehr auf Statio. Mir alles zu "taub", wenn man sich an die Direktheit der Baitcasterei gewöhnt hat. Aber vielleicht ändert sich das ja wieder im laufe der Zeit.
Beide gibts und beide kann man auch brauchen , je nach Facette ....
Also ich jigge schon seit 3jahren mit baitcaster in der Elbe auf Zander erfolgreich.
Ich werde mir das jetzt auch alles wieder geben nachdem ich die bc angellei für lange Zeit verworfen habe.
R