Gewässer-Tipps Barschangeln in Neukölln
Beitrag enthält WerbungSo Leute. Wie auf dem Shimano-Blog versprochen, kommt hier der Bericht über das Einangeln meiner Poison Adrena BFS. Aber keine Angst. Die spielt hier nicht mal eine Nebenrolle. Es geht ums Barschangeln in Neukölln. Ich will ein bisschen urbanen Spirit rausschicken und euch eins der heißesten Barschreviere der Nation vorstellen.
Ausgangslage: Das Auto ist in der Werkstatt. Die neue Poison Adrena BFS muss eingefischt werden. Der Hannes wohnt in Neukölln. Da gibt’s nen Kanal. Am Kanal gibt’s Brücken. Ab und an steht da auch mal ein Brückling drunter. Meistens ist das der Kleine Gestreifte Brückling, kurz KGB. Also los!
Die Ausrüstung zum Barschangeln kann man hier klein halten:
- Ein paar Gummis.
- Jigs von 3 bis 5 Gramm.
- Ne Zange.
- Etwas Fluorocarbon (20er reicht).
- Eine Landehilfe.
Zur Illusration eines Blogeintrags braucht man dann halt noch ne Knipse. Wenn man nur 40er dokumentieren mag, kann man die in diesem Fall aber eigentlich zu Hause lassen.
Und dann geht’s los. Auf den freien Stücken fängt man zwar auch ab und an einen Barsch. Im Prinzip kann man sich aber auf die Brücken konzentrieren. Das Doofe ist: Der Kanal kippt ab und an um. Bilder vom letzten Fischsterben gingen durch sämtliche Hauptstadt-Medien.
Das Problem: Bei starkem Regen läuft Abwasser in den Kanal. Dazu wird der Dreck auf den Straßen reingespült. Das führt zu einem akuten Sauerstoffmangel. Erst sieht man die Fische an der Oberfläche nach Luft japsen. Dann sind sie tot. Schrecklich. Kollege Bernd (der, den ihr von den BA-Treffen kennt) hat in diesem Jahr sogar mal 60 Krebse umgesiedelt, die vor lauter Sauerstoffarmut die Wände hochgekrabbelt sind. Klar. Das ist alles ein offenes System. Aber so richtig optimistisch muss man nicht sein, wenn man sich an den Neuköllner Schifffahrtskanal zum Fischen stellt. Würde man ein Ranking der schlechtesten Gewässerabschnitte Berlins erstellen – der NKSK wäre unter den Top 5. Ganz sicher.
Umso verwunderter war ich, als beim dritten Wurf an der Treptower Straßen-Brücke (für mich ist das DER Topspot am NKSK: hier hatte ich an einem Oktoberabend vor 5 Jahren echt schon mal eine Serie guter – also 20er bis 30er – Barsche) irgendetwas ganz komisch zog. Das wird doch nicht?
Und so arbeite ich mich von Brücke zu Brücke. Ich will unbedingt einen Fisch fangen mit der neuen Rute. Abblanken verboten beim Einfischen!
An der dritten Brücke werde von einer offensichtlich alkoholkranken Frau angesprochen, die mir bedeutet, dass das hier alles voller Chemie sei. Der janze Kanal. Die von der Stadt hätten hier zwar Fische und ganz kleine Schildkröten eingesetzt. Aber das sei alles verreckt in der Brühe. „Schildkröten, echt?“ „Ja. Janz sicha. Nur szo jross.“ Daumen und Zeigefinger wandern langsam auseinander. Harter Tobak.
Nächste Brücke. Die vorm Estrel. Gleich nach dem Schrottplatz.
Hier chillt ein Mann mit einem Bierchen (es ist ja auch schon 10.30 Uhr) auf der Ruhetreppe und schaut mir zu. Tatsächlich fange ich mit dem ersten Wurf gleich einen Brückling.
Und es geht weiter. A man on a mission: Brücklingspirsch in Neukölln.
Ich gehe an dem Mann vorbei, sehe das die vermeintliche Bierflasche ein Softgetränk ist und meine: „Schade. Nur die Kleinen.“ Er – offensichtlich kein Orginalneuköllner – meint erstmal: „Macht aber doch sicher Spaß. Feine Technik!“ Kein Spruch. Haut er echt raus. Und dann erzählt er mir, dass hier nix ginge. Weil kein Sauerstoff. Keine Strömung. Ich müsse nach Kreuzberg. Zur Admiralbrücke am Landwehrkanal. Da habe er einen Russen beobachtet, der riesige Fische rausgezogen hat mit roten Augen! „Ist mir jetzt ein bisschen zu weit. Aber danke für den Tipp. Schönen Tag!“ „Gleichfalls. Und viel Glück noch!“
Ich wechsle die Straßenseite, finde mich auf dem Behelfsparkplatz vom Estrel wieder und plötzlich ertappe ich mich dabei, wie ich an einem Kanalstück stehe, auf dem ich noch nie war.
Die Barschsuche führt mich weiter Richtung Lahnstraße. Da ist dann diese kleine Eisenbahnbrücke. Kurz über die Gleise und runterkraxeln.
Ein paar Würfe. Nix. Weiter zum Hafenbecken in der Lahnstraße.
10 Würfe. Kein Barsch? Nix wie weg. Stop. Noch ein Wurf hinten drin an der Spundwand entlang. „Wisste da deen Mittachessn szusammfann, wa?“ Ich zucke zusammen. „Alter. Willst Du mich zu Tode erschrecken?!“ Ich blicke einen freundlichen Schrottfahrer in die Augen. Er muss lachen. „Nee. Aba wie sziehts denn nu ohs mit deen Mittachessn?“ „Sieht schlecht aus. Ich fang hier nix.“ „Na denne. Vie Jlück noh, wa!“
Ich will mir mal anschauen, ob man bei der Brücke an der Grenzallee (ja, an der Megabaustelle) irgendwie ans Wasser kommt.
Also szurück an den NKSK. Auf dem Weg dahin gelingen mir ein paar tolle Naturaufnahmen.
Ich begegne Menschen, überhole eine Gruppe Anzugmänner. „Kiek mal. Der anjelt hiea. Bekloppte jiebet et übaall.“ Oh Mann. Na denn. Am Ende liegt der Typ gar nicht soooooo falsch.
In der Kehre am Schrottplatz vorm Estrel treffe ich einen türkischstämmigen Bauarbeiter. Er meint, dass hier sicher keine Fische drin sind. Zu viel Laub. Kein Sauerstoff.
Und er erzählt mir, dass man beim Baggern hier in der Gegend schon nach 2 m auf Grundwasser stößt. In Spandau auch. Da habe er mal für Siemens gebaggert und irgendwann hätte man erstmal das Gelände trocken legen müssen. 6 Monate lang hat das gedauert. Und nach 15 Jahren war alles wieder nass. Alles umsonst. Aber die Angler hätten da richtig große Fische gefangen. Da müsse ich mal hin.
Ich weiter zur nächsten Brücke. Schmeiße ich die Angel wirklich nochmal rein? ‚Ach komm. Mach mal.‘ Es ist die Brücke vor der Treptower Straßen-Brücke (wenn man vom Estrel aus kommt).
Da stehen dann tatsächlich noch ein paar superkleine Brücklinge drunter, die sich in den Tentakeln meiner kleinen Creature verbeißen und zum Glück nicht hängen bleiben.
Ach ja, das Barschangeln in Neukölln hat schon was Spezielles. Über mangelnden Kontakt zur nichtangelnden Bevölkerung kann man sich jedenfalls nicht beklagen…