Fangberichte Making friends – Barschangeln verbindet
Es steht ein junger Mann am Hafen, hält einen Barsch in der Hand. Er schaut mich freundlich an, packt ihn in ein Hälterbecken und meint: „Nachher lasse ich den wieder frei.“ Ich frage ihn, ob ich mal zuschauen darf, wie er das macht. „Klar.“ Einen kleinen Duckfin hat er montiert. Am 4 Gramm-Kopf. Werfen tut er das alles mit einer Baitcaster. In den nächsten 4 Würfen folgen weitere 4 Barsche. „Darf ich auch mal?“ „Klar.“ Ich werfe keinen Tüddel, verziehe aber deutlich nach links. Ob es mir gelungen ist, das Missgeschick zu kaschieren und den Wurf als genau so gewollt darzustellen, wage ich zu bezweifeln. Wir haben nicht darüber gesprochen. Einen Barsch fange ich dennoch. „Sag mal. Ich wollt mir ein Boot leihen und hab noch keinen Angelpartner für heute. Haste Zeit und Bock, mit rauszugehen? Um 4 würde ich losfahren.“ Hatte er. Und weil wir uns so gut verstanden haben, der Paul und ich, waren wir von Freitag bis Sonntag jeden Tag zusammen auf dem Wasser und haben uns Mühe gegeben, einen ordentlichen Barsch zu fangen.
Wir haben uns Boote ausgeliehen, gleich zweieinhalb Gewässer befischt, im Tiefen gesucht und im Flachen.
Das Mittelwasser mit Swimbaits bearbeitet.
Mit Softjerks im und mit Wobblern vorm Schilf operiert.
Im Kanal die Bootsschatten ausgefischt.
Inseln umrundet und die Abbruchkanten bearbeitet.
Bäume ausgeangelt.
Und was soll ich sagen? Der Paul ist ein voll ernstzunehmender Angelpartner. Nicht unterzukriegen von nix. Immun gegen Sonne, Wind und Durst. Konzentriert von der ersten bis zur letzten Minute. Mit allen Wassern gewaschen. Und DEN Barsch des Wochenendes hatte auch Paul an der Leine. Der ist ihm aber leider ausgestiegen, weil ihm der Angelkollege einen Jig mit einem ganz kleinen Haken und einer großen Murmel für den kleinen Duckling gegeben hat und der Barsch sich losschütteln konnte. Wir schätzen ihn auf 47 Zentimeter.
Aber wir können es jetzt weder beweisen noch abfeiern. Doch wir kommen wieder und holen uns den Genossen eines Tages. So viel steht fest. Fest steht auch, dass wir demnächst mal Zander fischen müssen. Ein Zander – das ist Pauls großer Traum. (Neben dem berühmten Boddenmeter.) Vielleicht schaffen wir das ja noch im Juni. Und dann schlagen wir zurück.
Und die Moral von der Geschicht? Generationsbarrieren gibt es unter Barschanglern schon mal nicht. Ich brauch jetzt auch keinen Schmalz aus der Tastatur quetschen und dem Paul sagen: „Bleib dran!“ Macht er nämlich sowieso. Er angelt seit er 4 ist. Berufswunsch: Angeljournalist. Prognose: Wenn er in ein paar Jahren immer noch Bock drauf hat, wird er’s packen. Keine Frage!