Zander 3 Basis-Techniken der Gummi-Führung
In*letzter Zeit*habe ich einiges über das Material geschrieben, das man zum Twistern braucht. Kurz gesagt sind das harte Ruten, geflochtene farbige Schnüre, solide Rollen und fängige Gummifische. Damit es am Wasser dann aber auch mit den Fischen klappt, möchte ich Euch in diesem Artikel ein bisschen was über verschiedene Führungstechniken erzählen – ohne den Anspruch zu erheben, das Gummi mit Löffeln gefressen zu haben…
Prinzipiell gibt es ja mehrere Möglichkeiten, einen Gummifisch oder Twister anzubieten. Die drei wesentlichen Formen sind das Jiggen, das Schleifen und das einfache Einleiern (Einkurbeln). Natürlich kann man alle drei Führungstechniken auch kombinieren. Außerdem kann man natürlich auch die Höhe der Sätze über den Grund und die Geschwindigkeit variieren. Das alles ist abhängig von den Zielfischen, der Jahreszeit und der Gewässerstruktur. Bevor es also losgeht, sollte man sich mindestens zwei Fragen beantworten können.
Frage 1: Welcher Fisch darf’s denn sein?
Während Zander fast schon prinzipiell dicht am Grund stehen (nachts geht’s auch mal nach oben), sind Barsche auch viel im Freiwasser unterwegs. Hechte – mal abgesehen von den Freiwasserhechten, die zum Beispiel den Maränenschwärmen hinterher ziehen – hingegen stehen wie Zander ebenfalls gern in Grundnähe. Wenn sie auch nicht ganz so dicht am Boden festsitzen. Konsequenterweise biete ich einem Zander den Köder recht dicht am Grund an, fische in einem typischen Barschgewässer die gesamte Wassersäule nach den stacheligen Räubern ab und präsentiere den Hechten den Köder ebenfalls verstärkt am Grund und einen Meter darüber.
Fazit: Barsche muss man richtig suchen, Zander stehen zumindest tagsüber am Grund, Hechte etwas überm Boden.
Frage 2: Wie verhalten sich die Fische zu welcher Jahreszeit?
Je kälter es ist, desto größer die Wahrscheinlichkeit, die Fische am Gewässergrund anzutreffen. Denn hier können sie im Fluss der Strömung ausweichen, indem sie sich hinter eine Struktur stellen. Außerdem ist das Wasser hier dann am wärmsten (besonders in stehenden Gewässern ist das eine Regel). Denn bei 4 Grad hat Wasser seine größte Dichte und sinkt zum Grund. Wenn das restliche Wasser nur 3 Grad oder weniger aufweist, ist es genau dieser kleine Temperaturunterschied, der die Fische auf den Boden „zwingt“.
Je wärmer es ist, desto versprengter steht der Fisch im Wasser. Jetzt spielt auch die Sprungschicht eine Rolle (bildet sich nur in tieferen stehenden Gewässern aus). Denn unterhalb der Sprungschicht sinkt der Sauerstoffgehalt. Und Fische brauchen Sauerstoff. Hier macht das Abklopfen der tiefen Regionen dann wenig Sinn, da nur kleinere Fische mit dem wenigen Sauerstoff zurechtkommen.
Fazit: Während sich die Fische im Winter meist am Grund aufhalten, steht im Sommer viel Fisch im Mittelwasser, kurz unter der Oberfläche oder in der Uferregion.
Und noch was: Im Winter sind die Fische viel träger als im Sommer. Während in der warmen Jahreszeit eine hektische Köderführung angesagt ist, bringen im kalten Wasser ruhig geführte Köder mehr Punkte.
Basis-Technik 1: das Jiggen
Das Jiggen ist die anspruchsvollste der drei Grundtechniken. Hier wird der Köder immer wieder vom Boden abgehoben und dann wieder auf selbigem abgesetzt. Das kann auf zwei verschiedene Arten bewerkstelligt werden. Zum einen ist es möglich, den Köder anzulupfen, indem man zwei bis drei schnelle Kurbelumdrehungen ausführt. Der Winkel von Rute zum Wasser kann variiert werden. Bei Wind hält man die Schnur sowieso so dicht über der Wasseroberfläche wie nur möglich, damit man einen Schnurbogen vermeidet. Wenn die Fische am Grund kleben, ist ebenfalls ein flacher Winkel angesagt. Je höher der Gummifisch vom Grund abheben soll, desto steiler stelle ich die Rute. Allerdings nicht über 45 Grad, denn ich brauche ja noch „Luft“ zum Anhauen.
Vorteil dieser Jig-Variante: Die Schnur bleibt andauernd straff, so dass man wirklich jeden Biss mitbekommt. Außerdem fällt der Köder an der straffen Schnur sehr schön langsam herunter, so dass ihn die Fische sehr gut wahrnehmen können. Und sobald die Schnur erschlafft, hat man Bodenkontakt. Dann kann man wieder ein paar Kurbelumdrehungen ausführen.
Man kann aber auch klassisch über die Rute twistern, indem man die Rute von null Grad auf 30 bis 45 Grad hochschnellen und den Köder dann an der gespannten Schnur herunterfallen lässt. Nun senkt man die Rutenspitze wieder nach unten und kurbelt die frei gewordene Schnur nach. Dann versetzt der Ruck mit der Rutenspitze den Köder wieder in Bewegung usw. Wichtig für die Bisserkennung und eine kontrollierte Absinkphase ist, dass der Köder immer an gespannter Schnur zum Grund hinabsegelt.
Vorteil dieser Jig-Variante: Die Rolle wir weit weniger belastet als bei Variante 1. (Das kommt vor allem beim Fischen mit schweren Köpfen zum Tragen.) Außerdem kann man den Köder hier etwas aggressiver beschleunigen, was oft den Unterschied ausmacht.
Übrigens: Die Bisse kommen beim Jiggen zumeist in der Absinkphase. Das liegt daran, dass die Räuber den Gummifisch meist verfolgen und erst dann zuschlagen, wenn sie das Fischchen in die Enge getrieben glauben. Und das ist kurz vor dem Aufschlagen auf den Gewässergrund der Fall. Der Räuber kommt von oben, nach unten hat die vermeintliche Beute keine Fluchtmöglichkeit mehr. Das Opfer wird praktisch gegen eine Wand getrieben, um dann inhaliert zu werden.
Basistechnik 2: das Schleifen
Das Schleifen ist eine sehr simple aber oft sehr effektive Gummi-Technik. Alles, was man hier wirklich braucht, ist Geduld. Denn der Köder wird im Zeitlupentempo einfach nur über den Grund gezogen. Dabei wühlt er erstens den Gewässergrund etwas auf. Zweitens verursacht man so ein Schleifgeräusch (über kiesigem oder größtenteils steinigem Grund). Und beides lockt die Räuber an. Die sind nämlich meistens ziemlich neugierig. Gerade Zander lieben diese Art der Präsentation. Aber auch Barsche mögen es, wenn die vermeintliche Beute am Boden entlang kriecht. Vor allem an Gewässern, an denen sich diese Jäger auf Kaulbarsche, Gründlinge, Krebse und andere Grundbewohner spezialisiert haben, ist das Schleifen ein echter Hit.
Die Bisse kommen dann oft härter als man das bei dem geringen Einholtempo vermuten sollte. Mit dieser Technik spürt man jede Unebenheit am Gewässergrund auf. Auße2dem fühlt man die Bodenhärte. Will man sich also mal ein Bild von der Struktur da unten machen, kann man den Köder erst mal schleifen. Das kann an unbekannten Gewässern natürlich recht hängerträchtig sein.
Basistechnik 3: das Einleiern
Das Einleiern oder Einkurbeln ist die simpelste „Technik“ zum Angeln mit Weichplastik. Die Anführungsstriche deuten es ja schon an: Das ist so einfach und plump, dass man das Wort Technik schon mit Gänsefüßchen entschärfen muss. Der Köder wird ausgeworfen und dann bis zum Grund fallen gelassen. Um die Fische in Grundnähe auf ihn aufmerksam zu machen, jigge ich ihn meistens zweimal an. Erfolgt jetzt kein Biss, wird der Köder vom Grund abgehoben und mehr oder weniger gleichmäßig eingekurbelt. Gelegentliche unregelmäßige Stopps verleihen dem Gummi ein natürlicheres Spiel (kein Fisch schwimmt auf Dauer geradeaus durchs Wasser). Jetzt werden Wurf für Wurf die verschiedenen Wasserschichten nach Fischen abgesucht. Dabei taste ich mich von unten nach oben (wenn ich nicht zufällig raubende Fische an der Oberfläche sehe).
Um zu kontrollieren, dass der Köder auch wirklich in Grundnähe arbeitet, sollte man ihn zwischendurch immer mal wieder absacken lassen und den Grundkontakt suchen. Dann wieder anheben und weiter geht’s. Dann geht’s eine Etage höher usw.
Diese Führung eignet sich auch besonders gut für flaches Wasser. Wenn es auch noch krautig ist, wird der Köder einfach über der Krautkante entlang gezogen. Die Räuber schießen dann aus dem Kraut hoch und packen sich den Köder.
Abgesang
So, das waren mal drei Basistechniken. Natürlich gibt’s da fast so viele Abwandlungen wie es Angler gibt. Schließlich lassen sich Sprünge auf die unterschiedlichste Art und Weise generieren. Dann kommen die verschiedenen Ködergewichte und Schnurstärken hinzu, die unter den gleichen Gegebenheiten eine andere Führung bedingen, um dann auch nicht schlechter zu fangen usw.
Gummifischangeln ist eben variantenreich. Und deshalb eine der fängisten Spinnfischmethoden überhaupt, über die man wohl eine Doktorarbeit schreiben könnte, wenn das Angeln mit den Gummidingern nicht viel zu geil und deshalb zeitaufwendig wäre…