Hi,
es gibt kein Rezept für warme Stiefel, das für Alle und in allen Situationen passt.
Erst mal muß man wissen, für welche Gelegenheit die Stiefel sein sollen. Es ist ein riesiger Unterschied ob man den ganzen Tag lang still in einem Boot oder am Ufer sitzt oder ob man etliche Kilometer auf Waldwegen oder in unwegsamen Gelände zurück legt. Es gibt keinen Stiefel der beide Anforderungsprofile perfekt erfüllt.
Bei wenig Bewegung muß ein Stiefel deutlich besser isolieren. Er muß auch nicht "beweglich" sein. Die Klassiker kommen aus Nordamerika bzw. Kanada. Bekannte Marken sind Baffin, Kamik, Sorel und noch ein paar andere. Hierzulande findet man auch oft Columbia, Trezeta und ein paar andere Outdoorhersteller. Nachdem ich bei tiefen Temperaturen beim Vertikalangeln immer wieder kalte Füße hatte, hatte ich die Schnauze voll. Ich kaufte mir einen Baffin Apex im Frühjahr zum Ausverkaufspreis. Danach gab es nie wieder kalte Füße im Boot. Man sollte übrigens wissen, daß die Angaben für angebliche Minustemperaturen nicht nur sehr stark vom eigenen Kälteemfinden abhängen, sondern oft auch maßlos übertrieben sind. Lieber etwas zu warm als den ganzen Tag lang kalte Füße und wenig Spaß am Wasser.
Bewegt man sich viel am Wasser, dann sind die Anforderungen an einen Stiefel deutlich höher. Er muß "beweglich" sein, muß dem Fuß einen guten Halt gewährleisten und darf nicht zu viel wiegen. Es gibt Gummistiefel mit Neoprenfutter oder anderen Isolationsmaterialien. Bei überschaubaren Strecken oder auf ebenen Waldwegen kommt man mit ihnen gut zurecht. Auf unwegsamen Gelände oder an schrägen Ufern bieten sie dem Fuß aber nur ungenügenden Halt. Man kommt da um einen Schuh bzw. Stiefel mit Schnürung nicht herum. Ein guter Winterstiefel hat erstmal eine zusätzliche Isolierung. Das kann z.B. Wollfilz, Primaloft oder Thinsulate sein. Je dicker (höhere Grammzahl pro m²) desto besser. Eine Schwachstelle bei seeeeeehr vielen, eigentlich fast allen Wintersstiefeln, auch bei namhaften Herstellern der Outdoorbranche, ist die Isolierung gegen den Boden. Hier schwächelt der Stiefel und der Hersteller spart genau an der entscheidenden Stelle. Ich sage mal, in 90% aller Fälle kommt die Kälte vom Boden her. Jetzt hat man im Laden leider kein Schnittmodell der Sohle zur Hand. Also muß man schauen, was man erkennen kann. Ein warmer Winterstiefel hat eine dicke Sohle mit einer dicken Isolierung darüber. Oft sieht ein typischer Aufbau so aus. Voluminöse Sohle mit nichts dahinter. Nimmt man innen die Sohle heraus, schaut man auf Stege und "Luft" in der Sohle. Den Stiefel kann man direkt auf den Müll werfen. Man kann die Hohlräume z.B. mit Styropor auffüllen. Die Stege leiten die Kälte trotzdem. Die Isolierung in der Sohle muß mehr leisten als im Schaft. Sie muß micht nur gut gegen die Sohle/den Boden isolieren, sie muß auch stabiler sein, denn da stehen etliche Kilogramm Mann drauf. Also irgendeine Schaumstoffkonstruktion (auch Neopren) funktioniert nicht. Die wird platt getreten und verliert jede Funktion / Isolierwirkung. Gut ist z.B. eine Wollfilzkonstruktion aus echtem Wollfilz (mein Baffin hat, glaube ich, eine 24 mm starke Isolierung im Schuh unter der Sohle) und z.B. Thinsulate, der Fuß ist quasi ein Gummistiefel, der Schaft ist außen aus Büffelleder. Wenn man Stiefel hat, die innen im Fußraum ausreichend hoch sind, kann man sich auch Wollfilz in 6 mm oder stärker im Internet besorgen und sich selber Einlegesohlen schneiden. Fertige Sohlen sind oft zu klein, zu schmal, zu kurz oder zu dünn. Kann man also getrost vergessen.
Der Apex ist aber ein Extrem und zum Laufen nicht geeignet. Zum "Laufen / Spinfischen" habe ich zwei paar Stiefel. Der Grundaufbau ist eigentlich identisch. Der "Schuh" unten herum besteht aus einem Gummischuh aus PU. In diesem "Schuh" sitzt ein Stiefel aus Gewebe, Membrane und Isoliermaterial. Der eine Stiefel ist ein Columbia Bugaboot Plus Omniheat.....Der Stiefel ist hierzulande aus dem Programm geflogen. Zu warm und zu teuer für den Markt. Der andere Stiefel ist einer von Trezeta. Im Originalzustand war er unbrauchbar, trotz seiner wuchtigen Erscheinung. Die Isolierung gegen den Boden ist völlig unzureichend. Er ist innen aber recht "hoch". So bekam er unter der originalen Einlegesohle aus Schaumstoff noch eine zusätzliche Einlegesohle aus 8 mm Wollfilz. Ich meine echten Wollfilz und nicht das billige Zeug aus Polyester. Man sagt Wolle übriegens nach, daß sie nicht müffelt im Gegensatz zu Kunstfasern. Die Wollfilzplatten habe ich bei Ebay gekauft und die Sohlen dann selber geschnitten. Die originale Einlegesohle diente als Schnittmuster + ein paar Millimeter zusätzlich. Jetzt ist er auch im Winter warm. Was ich in den letzten Jahren in verschiedenen Outdoorläden als Winterstiefel gesehen habe, war eigentlich alles unzureichend. Ein wirklich guter Winterstiefel zum Angeln, also Bewegung, warm auch beim stehen/verharren und dann noch wasserdicht, ist bei einem normalen Preis nicht unter 250 € zu bekommen, wahrscheinlich nicht mal unter 350 €. .....und selbst die teuersten Modelle der renomierten Hersteller haben oft keine vernünftige Isolation gegen den Boden. Ist leider so und man muß selber Detektiv spielen.
Ja ich habe auch ein paar Gummistiefel von Aigle mit Neoprenfütterung. Allerdings sind die bei Temperaturen unter dem Nullpunkt nicht mehr wirklich warm.
Warme Socken sind eigentlich nur ein Herumdoktern an den Unzulänglichkeiten des Schuhwerks und der falsche Weg. Egal aus welchem Material die Socken/Strümpfe sind, unter dem Körpergewicht wird das Material zusammengedrückt und besitzt nur noch geringe Isolationseigenschaften gegen den Boden.