Auch dieses Jahr gab es den mittlerweile schon traditionell anmutenden Quappentag. Abermals fand er in Lehde in der Quappenschänke statt. Knapp 70 Biologen, Naturschützer & -verbundene, sowie Experten aber auch Angler, Kahnfährleute & einfach Interessierte, fanden sich zusammen.
Hauptaugenmerk dieser Veranstaltung ist natürlich die Quappe. Die diesjährigen Schwerpunkte lagen auf der Auswertung der telemetrischen Untersuchungen an einigen Fischen, sowie die Beseitigung von Hemmnissen, wie beispielsweise Wehre & Schleusen ohne Fischaufstiegshilfen zwischen Leipsch & Burg. Also der nahezu gesamte Unter- wie auch Oberspreewald.
Wenn man bedenkt, dass die Quappe vor ca. 100 Jahren fast 30% der gesamten Fischmasse in dieser Region ausmachte & sozusagen in jedem noch so kleinen Gewässer hier auffindbar war, mutet es schon schwer an, dass man sie heute teilweise wirklich aufwendig suchen muss.
Jedoch gibt es noch Bereiche, in welchen gute Restpopulationen vertreten sind. Die Frage ist nur, WIE LANGE NOCH !?
Genau aus diesem Grund gibt es ebend jenen Tag. Die telemetrischen Untersuchungen ergaben beispielsweise, dass keine eindeutigen Wanderrouten oder Zeiten eingehalten werden. Dies deckt sich nicht mit anderen Populationen, wie z.B. den Quappen in der Elbe & Oder, wo relativ sicher die Routen nachvollziehbar Jahr für Jahr eingeschlagen werden.
Grund ist auch hier wieder, dass aufgrund mehrer Leitströmungen in verschiedenen Fliessbereichen, wirklich auch alle unterschiedlich angenommen werden. Man ist sich nicht sicher, ob es ähnlich wie bei Lachsen auch zu einem Rückkehren an gewisse Geburtsstätten gibt, wobei dies ja eigentlich kaum vorstellbar ist, da die Eier ja nach der Ablage verdriftet werden. Oder aber ob gewisse Populationen immer jene exakten selben Laichgründe aufsuchen & diese halt an vielen verschiedenen Stellen liegen. Müsste man etwas langjähriger telemetrieren. Dies ist aber im Moment noch nicht möglich, da die Sender nur sehr sehr winzig gewählt wurden um den Fischen keine Last zu werden & somit die Lebensdauer nur sehr begrenzt ist.
Grund für die Rückgänge sind auf jeden Fall die Verschlammung der Gewässer, sowie die ständig wärmeren Winter. Früher wurden die Zirren & Fliesse korrekt gepflegt, es wurde ausgebaggert & somit für gute Laichmöglichkeiten gesorgt. Heute wird dies nicht mehr getan. Sicherlich weil die Kosten dafür recht hoch sind, andererseits weil der Spreewald als Biosphärenreservat über sehr viele Schutzbereiche verfügt, in welchen ein Eingreifen des Menschen nicht mehr geduldet wird & somit untersagt ist.
Gegen den Anstieg der Jahresmitteltemperatur kann dieses Projekt leider so direkt nicht ankämpfen.
Die Temperatur ist übrigens auch der Grund für die Kleinwüchsigkeit der Quappen hier. Exemplare um die 40-50 cm sind schon als kapital zu bezeichnen & nur höchst selten anzutreffen.
Quappen sind relativ schnellwüchsig & können Längen knapp über 1m erreichen, sowie Gewichte bis zu 20 oder gar 30kg.
Leider tun sie dies nur in wirklich sommerkühlen Gebieten, wie im Norden Russlands, Kanadas, sowie Schweden & Finnland.
Der Spreewald verfügt über zu warmes Wasser in den Sommermonaten. Sauerstoffmangel & erhöhter Stoffwechsel lassen sie sehr schlecht abwachsen. Im Winter wird zur Entwicklung der Eier sehr kaltes sauberes Wasser benötigt. Auch dieser Punkt ist in Anbetracht unserer Winter momentan als grenzwertig zu betrachten !
Trotz einige dieser eher schlechten Aussichten, wird das Projekt Bestand haben & weiter mit dem Umbau vieler Wehre & Schleusen fortgefahren, wie auf dem Bild zu sehen ist
Der Spreewald verfügt übrigens über 1575 Fliessgewässerkilometer !
Insgesamt gibt es 130 Wehranlagen, davon 54 Schleusen mit ca. 40 Fischaufstiegsanlagen, wie Vertical-Slot, Fisch-Kanu-Pass, Borstenfischpässe & natürlich auch Umgehungsgerinne.
bastian
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