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Oregon

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Zurück zum wesentlichen - ein Versuch

Kennt ihr das? Viel High-End, teuer, edel, limitiert und am besten immer farblich abgestimmt? Genau so war es bei mir – gerüstet für jede Eventualität und jedes Szenario, egal ob echt oder fiktiv. Doch irgendwann habe ich mich gefragt: Worum geht es mir hier eigentlich wirklich? Woran hat et jelegen?

Ich habe mein teures Tackle behandelt wie das neuste Smartphone. Bloß kein Kratzer, bloß kein Wertverlust. Je teurer das Equipment, desto mehr war es gedanklich mit mir verheiratet. Zu viele Gedanken über Wert, Zustand, farbliche Abstimmung, Performance und wird auch jede Technik meiner qualitativen und künstlich hochgeschraubten Ansprüche abgedeckt? Irgendwann dreht sich alles nur noch ums Recherchieren, Verwalten, Sammeln, Vergleichen, An- und Verkaufen sowie dem Testen von Equipment. Nicht mehr das Draußen sein zählte, sondern ob man jede Vibration unter Wasser spürt, ob jedes Detail stimmt, ob man einem selbst auferlegten Spezifikationswahn gerecht wird oder mithalten kann mit dem, was andere verwenden.

Ich habe viel hochwertiges Zeug gehabt und viele Stunden am Wasser verbracht, um zu verstehen, dass das teure Tackle nicht immer einen riesigen Unterschied macht. Oft redet ein schleichender Perfektionismus und der Impuls des auch Haben-Wollens dem Köpfchen ein, dass es ohne dieses oder jenes Teil nicht geht, dass nur dann alles vollständig ist und funktioniert. Aber das stimmt nicht. Vieles davon blockiert eher, als dass es hilft. Zu viel Kopfkino, zu viel Entfremdung – von der Natur, vom Wilden und vom Eigentlichen.

Ich will die Einfachheit zurück – und mit ihr ein Stück Freiheit und das Gefühl, mit weniger Gedanken und Gepäck loszuziehen. Ich brauche nicht die Endstufe, es Komfort oder die Ausschöpfung jeder Annehmlichkeit, die ich mir selbst eingeredet habe. Mein Tackle soll nicht der Mittelpunkt der Show sein – sondern ein verlässlicher Begleiter, bei dem die Funktionalität im Vordergrund steht und der mir keine Sorgen bereitet. Wie eine gute Regenjacke, ein scharfes Messer oder ein robuster Rucksack: da, wenn man es braucht – und es funktioniert. Und das tut eine solide Curado-Zodias-Combo doch auch – schließlich bin ich kein Anfänger und weiß, wie man so etwas nach all den Jahren umgeht und weiß, das ein oder andere auszugleichen bzw. zu verzeihen.

Ich downgrade. Nicht, weil ich muss – mir geht es finanziell sogar besser als früher, und das Geld für Tackle sitzt locker. Ich war nie süchtig nach Kaufen oder hatte absurde Mengen an Ausrüstung – aber ich habe genug ausprobiert, um zu merken, dass es nicht immer mehr braucht. Und selbst wenn man denken könnte, es wirft mich in meiner Entwicklung und Expertise zurück – ganz im Gegenteil: Es bringt mich näher zu dem, was mich ursprünglich fasziniert hat. Etwas raus aus der gedanklichen Falle – eine, die nicht nur unnötig Geld kostet, sondern auch Zeit frisst. Es ist kein Rückschritt, sondern ein bewusst gewählter Schritt nach vorn. Ein Schritt für mehr Reisen, Zeit und echte Abenteuer. Und ich bin dankbar für diese Einsicht – sie eröffnet mir neue Möglichkeiten, meinen Fokus wieder auf das zu richten, was mich wirklich erfüllt: die Entdeckung der Natur.
 
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Tief im Westen...
Sehr, sehr gute Entscheidungen!
Wenn man sich das Forum so ansieht (nehme mich da auch nicht raus), würde ich bei einigen schon eine „Kaufsucht“ attestieren. Finde ich nun nichtmal sonderlich schlimm, wenn es demjenigen gut tut und er, bzw. die Familie monetär nicht drunter leidet.

Ich freue mich über neues Tackle, aber manchmal kommt der Punkt, da wird die Freude über das Tackle bzw. über den Konsum weniger und das ist dann die Zeit, da setze ich einfach aus und freue mich halt, dass ich kein Tackle kaufe. :)

Desweiteren versuche ich zumindest nicht noch mehr anzuhäufen. Bei Ruten, Rollen und Hardbaits klappt das sehr gut, bei Softbaits eher weniger.
 

knorke

Schusshecht-Dompteur
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danke @Oregon für diese Worte! Ich kann es nachfühlen und habe meine Ausrüstung auch sehr geschrumpft. Ein Umzug hilft übrigens ziemlich gut dabei, wenn der Keller dann etwas kleiner ist und man von der Frau die Auflage bekommen hat, dass wirklich nur mein Bindematerial in der Wohnung sein darf und der Rest in den Keller muss :D

Aber ich kann jedem nur empfehlen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Was das ist, bleibt natürlich eine subjektive Einschätzung. Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, dass weniger Tackle und der Fokus auf die Funktionalität weit mehr Erfüllung bringt, als die Jagt nach dem neuesten, geilsten Scheiß.
 

PhilippPDM

Barsch Vader
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Ich denke ein vernünftiger Mittelweg ist am besten aber letztendlich soll jeder selber entscheiden was einen glücklich macht.

In Zeiten wo die Fische nicht richtig wollen oder einfach nicht da sind , liebe ich das recherchieren, neu kaufen, vergleichen, verbessern, optimieren usw.
Bei mir ist es aber auch tatsächlich so, dass meine teuersten Combos definitiv am besten performen und und so würde mir eine zodias/stradic kombo z.b. nicht ausreichen. MIR….will diese Beispielkombo keinesfalls schlecht reden.
Bei mir steht absolut das Angeln an erster Stelle , ein Tag im Angelladen oder das auspacken einer neuen Rute macht mich aber trotzdem auch super glücklich. Es gibt auch noch sooo viele Ruten die ich mir nie kaufen werde, weil ich sie nicht gebrauchen kann… testen würde ich sie aber alle so gerne.

Wenn für dich das draußen sein vor lauter Tacklewahn nicht mehr gezählt hat, verstehe ich aber deinen Ansatz
 

babub254

Finesse-Fux
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Danke @Oregon für deinen Beitrag. Man kann gar nicht oft genug über sein Konsumverhalten reflektieren, egal ob beim Angeln oder in anderen Lebensbereichen. In unserer konsumorientierten Gesellschaft verliert man vor lauter Werbung, Influencern und (vermeintlichen) gesellschaftlichen Zwängen viel zu oft den Blick für das Wesentliche.

Ich persönlich bin bisher gut damit gefahren, eher "wenig", dafür aber qualitativ hochwertiges Tackle zu besitzen, das mir Freude bereitet. Dabei beschränke ich mich auf ausgewählte Hersteller, wobei ich auch zugeben muss, dass ein Großteil meines Materials durch Spontankäufe den Weg in meine Boxen findet und dort bisher ein trostloses Dasein fristet, ohne je Wasser geschweige denn einen Fisch gesehen zu haben.

Ein Problem mit zu viel Zeug ist, wie du schon geschrieben hast, die Zeit, die man damit verbringt. Die Frage, welche Köder ich mitnehme und ob es eine kleine Box oder vier große, vollgepackte Boxen sein sollen, hat mir so manchen Abend bis spät in die Nacht den Kopf zerbrochen. Mit weniger Auswahl wäre das wohl nicht so.

Ergänzung: Andererseits macht es natürlich auch Spaß, einen Angeltag oder eine Reise zu planen und dabei den Luxus zu genießen, aus einer Vielzahl von Ködern, Ruten usw. auswählen zu können.
 
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Keilerkopf

Twitch-Titan
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War vor Lesen des ersten Beitrags kurz davor, dass ich beim prall gefüllten Warenkorb auf "Kauf abschließen" gehe. :-D
Was mich nachdenklich stimmt:
Der rationale Teil in mir weiß genau, dass die Rute, der Wobbler,.... meine Fänge nicht wirklich steigert, dass Gewässerkenntnis, Zeit, Ort entscheiden und dass es diverse Ruten-, Rollen-, Köderschäppchen im Keller gibt, die Staub sammeln ohne bisherigen Wasserkontakt.
Der irrationale Teil von mir wiederum kompensiert fehlende Angelzeit mit Träumereien und dem Bild des dicken Fisches an genau dem Köder oder dem Platz, der nur mit der neuen Rute/Rolle/Schnur zu erreichen ist und sagt "Kauf es"

Tatsächlich gewinnt oft der irrationale Mann in meinem Kopf. Muss tiefer grübeln, warum (nachdem ich die Bestellung gemacht habe natürlich ;-) )
 

Johnnyw

Barsch-King 2022 und 2023
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Ich hab für mich ein anderen Weg gefunden,

Ich fische zwar noch teures tackle aber habe mich auf 1-2 Ruten pro Fischart limitiert, was Köder angeht hab ich mich wirklich extrem limitiert ich besitze nur noch Köder die ich wirklich benutze, die sich über die Jahre einfach für mich als super rausgestellt haben, zb Fisch ich twitchbaits ausschließlich 110 crankbaits ausschließlich Blitz, und softbaits ausschließlich Osp..

Bin auch am Wasser minimalistisch unterwegs hab ne kleine shoulderbag von Dress Japan wo eine Box mit 4-5 hardbaits drin sind, 2-3 Packungen Gummis ne Spule fc ne Zange und ne rigwallet mit kleinteile und paar gebundene rigs.
 

El-Cattivo

Bigfish-Magnet
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Ich habe Ende letzten Jahres angefangen alle Doubletten zu verkaufen. Jegliches Tackle habe ich immer, wirklich immer, doppelt gekauft. Einfach um bei Verlust oder Beschädigung sofort weiter einsatzbereit zu sein. Auch Köder, gerade Gummis habe ich in mittelprächtigen Mengen gekauft. Nicht das der Köder plötzlich nicht mehr produziert wird und ich hab dann keinen mehr...

Alles Unfug!

Aber ich würde immer nur hochwertiges Tackle kaufen. Nicht weil man damit unbedingt mehr fängt, aber die Angelei, finde ich, macht damit einfach mehr Spaß. ;)
 

ktn_fishing

Nachläufer
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Das Problem kenne ich gut...der Wald an Ruten wächst und am Ende benutzt man eh immer die gleichen 2 oder 3.
Als ich dann mal, in einem nüchternen Moment während der Schonzeit, Inventur gemacht habe, sind mir zwei Probleme aufgefallen:

1.: Zu viele Ruten die, im Endeffekt, das Gleiche können
2. Zu viele Gummiköder

Allein der Verzicht darauf, bei jedem Ausflug in den Angelladen, neue Gummis zu kaufen, und zuerst mal die zu verangeln die man schon hat,
hat in meiner Box für einiges an Ordnung gesorgt.
 

Just4Tocks

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Grundsätzlich finde ich es gut, wenn man sich ein bisschen mehr auf das wesentliche beschränkt. Daher versuche ich zumindest diese ganzen Spontankäufe bei Ködern zu unterlassen. Klar ein bisschen was zum testen und weghängen braucht man halt trotzdem immer. Bei Ruten und Rollen steckt aber neben dem Angler auch ein Sammler in mir. Selten bis nie für die Vitrine... Sammeln mit Einsatzzweck. Ich erfreue mich z.B. total an der schnörkel- und zeitlosen Optik der Noike Ruten, insbesondere die älteren Kork Modelle haben es mir angetan. Die meisten Ruten der Serie machen über das Jahr gesehen kaum einen Sinn in meinem Bestand, da ich zu ca. 70% am Rhein unterwegs bin wofür man oftmals doch ein bisschen mehr WG benötigt. Aber wenn sie mal zum Einsatz kommen, dann bin ich einfach happy damit. Daher kann ich auch absolut gut damit leben, wenn ich mir eine Rute kaufe, die vielleicht nur 1-2 mal im Jahr zum Einsatz kommt, aber der Sammler in mir befriedigt und der Angler happy ist. Ich versuche halt außerhalb der Noike Sammellei meinen Rutenbestand so zu gestalten, dass ich nichts doppelt und dreifach habe.
 
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