Ich habe mich jetzt bezüglich der Folgen zur upNorth Tour 2.0 auf den neuesten Stand gebracht.
Hier mal meine Gedanken zu den letzten beiden Teilen - kombinierte See/Flusstour in schwedisch Lappland -, vor allem in Richtung möglicher unerfahrener Nachahmer.
Vorab - ich bin ein Fan von Dustin, Florian und Felix. Ich mag es, welche Dinge sie so angehen und auch wie sie die Dinge oft angehen - recht chaotisch und irgendwie immer ein wenig unter Druck und „Strom“.
Nun bin ich mir allerdings nicht ganz sicher, ob die drei bis heute realisiert haben, welchen Gefahren sie sich selbst durch fahrlässiges Planen und Handeln ausgesetzt haben. Unsicher bin ich auch, ob ihnen die Wirkung der Bilder auf ihre ja zum großen Teil jüngeren Fans und Zuschauer bewußt ist?
Auf so einer Tour - keine Schwimmwesten? :-(
Zum Durchfahren der im Film gezeigten Stromschnellen gehört nicht nur eine (ohnmachtsichere) Schwimmweste, sondern auch ein Helm. Du kannst Deine Bewegungen in einer Stromschnelle nach dem Kentern kaum kontrollieren, schlägt der Kopf gegen einen Fels/Stein, war es das in 50 % der Fälle, ohne Weste sicher nahe 100 %.
Die im Film gezeigten Kanus sind nicht zum Durchfahren derartiger Stromschnellen geeignet. Leute die wissen, worauf sie sich einlassen, fahren diese Passagen mit einem geschlossenen Kajak mit tiefem Schwerpunkt, mit Trockenanzug, Weste und Helm oder umtragen grundsätzlich mit einem Kanu.
Mir ist auch unklar, wie der Vermieter der Kanus diese Boote für so ein Revier anbieten kann.
Logisch hast Du im Kanu mehr Platz für den ganzen Krempel und kannst sicher auch besser angeln, aber dann musst Du das Umtragen in kauf nehmen, oder Dir ein anderes Revier aussuchen.
Durch den höheren Schwerpunkt ist ein Kanu ohnehin schon anfälliger für das Kentern, wenn dann die Ladung bei Bewegung im Boot nicht fixiert ist, ist schon bei kleineren Wellen die Katastrophe vorprogrammiert.
Wenn ich dann schon einmal gekentert bin und alle Klamotten verloren habe, sie unter Einsatz meiner Gesundheit und mit viel Glück wieder bergen konnte, wie kann ich dann nicht auf die Idee kommen, die wirklich wichtige Ladung im Boot zu fixieren? :-(
Letzter Gedanke - wie bereits erwähnt habe ich das Gefühl, dass die Aktionen insgesamt immer unter großem Zeitdruck stattfinden. Meine Erfahrung aus über 30 Jahren und mehr als 40 Touren Norwegen, Schweden und Island - es kommt ganz oft anders als geplant, also ist die Planung von Zeitreserven quasi Pflicht!
Zeitdruck führt nicht nur zu Schlafmangel (Stichwort nach müde kommt doof), sondern auch zu Hektik und Stress. Diese Faktoren gepaart mit der nicht einfachen Umgebung (Kälte, Feuchte) macht das eigene Handeln oft unberechenbar.
Ich würde mir wünschen, dass das Fazit der Protagonisten nicht nur mit dem Satz „Wir sind am Arsch.“ zusammengefasst wird, sondern mit dem deutlichen Hinweis an alle Zuschauer - wir haben die Grenzen der verantwortbaren Sicherheitsrisiken deutlich überschritten, weil … macht diesen Schwachsinn keinesfalls nach!
Ich hoffe, dass dieser Beitrag als sachliche Kritik wahrgenommen wird, denn genauso ist er zu 100 % gemeint!