Schon mal probiert, ohne Weste zurück ins Kajak zu kommen?
Ich schon. Keine einfache Sache. Selbst im Sommer nicht.
Ja, klar. Mit Trockenanzug und Kajakweste. Und zwar absichtlich und mehrfach, damit ich im Ernstfall weiß, wie es funktioniert.
Mit der 300 N Weste und ein paar 100 m vor der Küste wirst Du im Winter das Ufer nicht erreichen, weil Du mit der 300 N Weste nicht schwimmen kannst. Du treibst wie ein Korken auf, aber selbstbestimmtes Handeln ist damit nicht möglich. Wenn Dich keiner rettet, erfrierst Du.
Die üblichen Automatikwesten haben den Zweck, bewusstlose Personen auch mit schwerer Arbeitskleidung von sich aus in Rückenlage mit dem Kopf über Wasser zu bringen. Weil es mehrfach zu Todesfällen mit 150 N Westen kam, in denen das Umdrehen nicht funktionierte - meist weil sich unter regenfester Kleidung auf dem Rücken eine Luftblase gebildet hatte - wurden die 275 N Westen entwickelt und haben sich auf See etabliert. Im professionellen Einsatz auf See ist die Wahrscheinlichkeit, beim Sturz bewusstlos zu werden, weil man beim Sturz entweder irgendwo anschlägt, der Sturz aus großer Höhe erfolgt oder weil man ins Wasser stürzt, weil man vorher aus irgendwelchen Gründen bewusstlos wurde, wesentlich höher. Zudem arbeitet man dort (mit wenigen Ausnahmen) nicht allein, auch gerade wegen des Themas Rettung, so dass jemand zur Fremdrettung dabei ist. Zudem herrscht da die ganze Bandbreite an Witterung und solche Unfälle passieren eben insbesondere bei Wind und Wellen.
Auf dem Kajak ist das in jeder Hinsicht anders und das Ziel sollte sein, wieder ins Kajak zu kommen. Auch das Ufer kann eine Option sein, aber auch da hilft es sehr, wenn man noch schwimmen kann. Eine Kajakweste gibt dafür genug Auftrieb und ermöglicht Dir volle Kontrolle.
Vom Kleinboot auf großen Gewässern mit min. 2 Personen an Bord spricht auch nichts gegen bzw. einiges für eine 150 N Westen (und aufwärts). Aber auf dem Kajak sollte man sich das m.E. sehr gut überlegen.