Ich würde mir denken es hat viel mit der Historie beim Angeln mit Multirollen / BC Rollen zu tun.
Exakt, um dem auf die Spur zu kommen, muss man jedoch sehr weit zurückgehen..
Die Idee für Multiplikatorrollen soll noch aus England gekommen sein, wo sie unter Anglern wenig Beachtung fand, während um 1810/1820 der Silberschmied und Uhrenbauer George Snyder aus Kentucky die ersten US-Multis gebaut und mit Erfolg verkauft hat. Erwähnenswert ist, dass der Vorgänger der Multiplikatorrollen die Nottinghamrollen gewesen sind, was bezüglich der RH-Problematik wahrscheinlich eine große Rolle spielt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kamen in den USA geflochtene Seidenschnüre auf, was zwar bessere Wurfweiten beschehrte, aber auch für mehr Vogelnester sorgte. Um dem zu begegnen, setzten die Rollenbauer, damals gab es unzählige von denen in den Staaten, auf gleichmäßige Spulendrehung, Schnurverlegung, aber auch Klickersysteme. So gab es bereits vor 160 Jahren die ersten Multi Modelle mit Lagern an der Spule, schon damals um beim Freespool Vogelnester zur vermeiden. Die ersten Rollen mit Level Wind und Line Guide fertigten und vermarkteten Wheeler & McGregor aus Wisconsin vor etwa 125 Jahren.
Warum Rechtshand bei Baitcaster/Multis?
Die mir am plausibelsten erscheinende Erklärung, die ich auf US-Webseiten gefunde habe, ist, dass es von den ersten Erbauern der Multis nie so geplant war. Man wusste auch vor 200 Jahren schon, dass die meisten Menschen Rechtshänder sind. Man wusste aber auch, dass Angelrollen unter der Rute zu hängen haben (siehe Nottinghamrollen). Ursprünglich soll es gedacht gewesen sein, dass man so ausgeworfen hat, wie wir Baitcasternutzer es heute noch tun. Zum Einkurbeln sollte man die Rute jedoch mit der rechten Wurfhand drehen, damit die Rolle unter der Rute hängt und man mit der linken Hand einkurbeln kann.
Die Angler selber waren es, die dieser Methode nicht viel abgewinnen konnten, diese Rutendrehung nach dem Wurf ablehnten und lieber die Rute in ihre linke Hand beförderten. Dabei mag es auch eine wichtige Rolle gespielt haben, dass man ohne Spulenbremse, die noch nicht erfunden war, lieber mit dem Daumen auf der oben liegenden Spule die Fische im Drill gestoppt hat. Auf diese Anwendungsweise reagierten die Rollenbauer und passten das Getriebe so an, dass man mit der Rolle auf der Rute auch mit der rechten Hand im Uhrzeigersinn einkurbeln konnte. Rollen mit dem Getriebe für die Rutendrehnummer soll es aber weiterhin gegeben haben, durchsetzen konnten die sich nicht.
Heutige Linkshandmodelle wären demnach nur eine vollständige Anpassung an eine falsche Benutzungweise, quasi ein doppelter Irrtum der Geschichte.
Spaß macht es natürlich trotzdem BCs zu benutzen und das ist wohl das Wichtigste.
