So nu mal was vom Behandler.....
Beim echten
Tennisellenbogen/-arm, der Epicondylitis radialis humeri, handelt es sich (wie bei Wikipedia beschrieben) um eine durch muskuläre Überbeanspruchung ausgelöste Problematik. Auftreten können Schmerzen im Verlauf der Handgelenk-/Fingerstrecker oder an deren Ursprung am Ellenbogen oder noch schöner beides.
Eine kurzer Ausflug in den Aufbau des Unterarms und die Funktion der betroffenen Muskulatur schadet nicht.
Die Aufteilung der Muskeln am Unterarm zwischen Beugern und Streckern ist etwa 3 zu 1 (wobei bei euch jerkbaitenden Hulks sicher das Übergewicht bei 4 zu 1 für die Beuger liegt). Irgendwie logisch, die Stecker brauchen wir ja fast nur zum (kurzen) öffnen unserer ständig zur Faust geballten Hände....was aber leider so nicht stimmt!
Um die volle Kraft beim Greifen entfalten zu können, muß das Handgelenk ein paar Grad überstreckt werden. Probiert es selber aus, greift einen Besenstiel und kuckt was mit dem Handgelenk passiert!
Jetzt habt ihr gesehen, dass diese dünnen, winzigen Muskelchen auf der radialen (Außen-) Seite des Arms eine Funktion haben....die sie oft über Stunden, zum Beispiel gegen den Druck einer Jerke und der Beugemuskulatur, aufrechterhalten.
Klingt nicht so aufregend, oder? Der Muskulus extensor carpi radialis brevis sieht das anders.....
Gut also noch ein wenig (Hausfrauen-)Muskelphysiologie.
Ein Muskel braucht um eine gute Leistung zu bringen viel Blut. Marathon, Ironman und 100km Läufe sind nur durch einen kontinuierlichen Blutfluß möglich und wird dieser unterbrochen oder erschwert, dann wird es eng. Sobald ein Muskel einen gewissen Prozentsatz seiner maximalen Kraft an Leistung bringt, drückt er sich selber die Durchblutung ab. Fehlt die Durchblutung komplett oder kommt über längere Zeit zu wenig Blut an, kann der Muskel seine Funktion nicht mehr aufrecht erhalten und neigt zu Krämpfen. Kein Problem und reversibel, sobald man ihn oft genug entspannen und einen großen Schluck Blut nehmen läßt. Abhängig von der Fitness der beanspruchten Muskeln, können diese einige Zeit am Limit arbeiten bevor sie zum Problem werden.
Problem für was?
Bei einem überbeanspruchten, gestressten Muskel bleibt die Grundspannung auch in Ruhe hoch, was (s.o.) wiederum die Durchblutung/Ernährung des Muskels beeinträchtigt und sich noch negativ auf eine weitere Struktur auswirken kann, die Sehne und ihren Ansatz. Anders als der Muskel, haben seine Sehne und ihr Ansatz am Knochen keine so gute Blut/Nährstoffversorgung. Diese Strukturen brauchen einen Wechsel von Be- und Entlastung um sich wie ein Schwamm voll zu saugen und zu leeren. Bleibt die Muskelspannung dauerhaft zu hoch, bekommt der Sehnenansatz ein Problem, seine Ernährung funktioniert nicht mehr richtig! Jetzt ist das Problem komplett und euer Jig'n'Jerk-Arm eigendlich schon in seiner chronischen Phase.....die irgendwann mal nicht mehr ohne Operation zu verbessern ist. Noch ist es lange nicht so weit!!!!!!!
Wikipedia schrieb:
Studien mit physiotherapeutischen Verfahren (Dehnübungen, Krankengymnastik) legen nahe, dass diese möglicherweise in manchen Punkten anderen überlegen sind.[3][4] Wichtig für die Heilung ist eine Belastungspause.
In seltenen Fällen ist eine operative Therapie angezeigt.
Ihr Schluckt.....BELASTUNGSPAUSE.....nich mit mir, ich will die OP und sofort wieder angeln. Gut wer so denkt klinkt sich jetzt bitte aus, denn umsonst ist nix!
Für die anderen, je nach schwere der Problematik, wird es eventuell nur eine weniger intensive Phase aber keine Pause!
Was wissen wir bis jetzt?
- Funktion der überlasteten Muskeln --> unter anderem (über)strecken des Handgelenks
- (Über)Belastung --> schlechtere Versorgung --> Funktionseinschränkung
- Funktionseinschränkung = Verspannung --> Überbelastung und Mangelversorgung von Muskel und Sehne bzw. Sehnenansatz --> Schmerz
- Schmerz --> Verspannung --> Schmerz --> Verspannung --> Schmerz --> Verspannung --> Schmerz --> Verspannung --> Schmerz.....TEUFELSKREIS!
Ok, einige von euch haben schon eine Idee.....
Wir müssen den Muskel wieder dazu bringen die Spannung zu reduzieren und seine Belastbarkeit verbessern.
Präventiv:
- Muskelkraft erhöhen um die Durchblutung möglichst lange im grünen bereich zu halten
- die Funktion des Muskels in seinen drei (3!!!) möglichen "Arbeitsrichtungen" optimieren (konzentrisch, isometrisch und exzentrisch)
- die Regeneration nach einer Belastung optimieren
Kurativ:
- Stoffwechsel der überlasteten Strukturen verbessern
- Muskelfunktion verbessern um die Grundspannung zu reduzieren, besonders die exzentrische Muskelaktivität (unter Last nachgeben)
- Schmerzen bekämpfen (wer nur hier ansetzt kann Erfolg haben....oder irgendwann mal eine Op bekommen und mit ein bischen Pech treten die Probleme wieder auf)
Keine Methode schützt vor einem erneuten Auftreten der Probleme aber wer die Ursache kennt und beheben kann wird sich zu helfen wissen.
Sobald ich Zeit hab kommen noch ein paar Behandlungstipps.
cheers
edit: die gleichen Prinzipien gelten auch für die Beuge-/Greifmuskulatur beim sogenannten Golferellenbogen