Hallo,
das ist schon so eine Sache mit den Schnüren 8) Hier hat wohl jeder so seine Erfahrungen und man wird, wenn man 10 Angler fragt, auch 10 Meinungen dazu hören.
Da ich alle drei Schnurarten (Mono, FC, Geflecht) einsetze und schon einige Jahre fische, somit viel Zeit zum testen hatte, möchte ich hier kurz mal meine Erfahrungen posten.
Richtig ist es, dass es schnurscheue Räuber gibt. Das sind auf jeden Fall Barsch und Forelle als auch Döbel. Bei Rapfen habe ich das noch nicht beobachten können, da ich die nicht gezielt beangele. Man kann dem entgegen wirken, indem man FC fischt - zumindest als Leader oder dünne, klare oder zumindest unauffällige Mono fischt. Dazu eine kleine Anekdote:
Ich fischte im Sommer morgens auf Hechte und sah einige Forellen rauben. Da ich meine Barschrute ebenfalls dabei hatte versuchte ich die raubenden Forellen mit einem kleinen Spinner zu überlisten. Aber nix da, die Forellen ignorierten den Köder bzw. drehten argwöhnisch ab. Die Rolle war mit Geflecht bespult und auf ein dünnes Stahvorfach konnte ich wg. Hechtgefahr nicht verzichten. Aber ich hatte da eine Idee. Ich schaltete zwischen Stahl und Geflecht etwa 1,20m FC (ich hatte sogar nur recht starkes Material - 0,30 dabei). Und siehe da, nach wenigen Würfen konnte ich zwei richtig dicke Forellen landen. Das dies kein Zufall war, konnte ich durch Fänge, die ich in gleicher Weise machen konnte belegen. Somit scheinen die Forellen sich nicht an dem Stahvorfach zu stören - aber an einem an einer sichtbaren Schnur hängenden Köder. Ist durch das FC diese Verbindung scheinbar unterbrochen, dann können die Fische das Ganze wohl nicht mehr "verbuchseln". Bei Barschen funktioniert das genauso. Mittlerweile verwenden ja viele Barschangler FC Leader und es hat sich ja schliesslich auch bewährt.
Bei Hechten als auch Zandern konnte ich keine Scheu vor Geflochtenen Schnüren, Stahlvorfächern, Spinstangen feststellen. Auch bei klarem Wasser beissen die Fische. Beim Jerken mit dicker Geflochtener und dickem, grün ummanteltem 1x7 Stahl kamen bisher immer Bisse. Getwitchte Wobbler in glasklarem Wasser, die an rotem / gelbem Geflecht
mit Stahlvorfach geführt werden haben bisher noch keinen Hecht vom Zupacken abgehalten. Bei Gummi am Grund geführt, im Mittelwasser eingeleiert etc. ist es ebenso.
Ich setze hier aber auch öfter FC ein, allerdings als Puffer gegen Abrieb.
Oder aber als Vorfachmaterial, wenn es nur Zander in einem Gewäser hat - schliesslich hat man schneller FC geknotet, als Stahl gecrimpt. Als Knoten hat sich hier der Albricht etwas besser bewährt, als ein doppelter Grinner, da er besser "flutscht". Ordentlich geknotet hält das sehr gut. Ab und zu ist natürlich eine Knitenkontrolle angesagt - ggf. neu knoten natürlich.
Bei den Einsatzgebieten der verschiedenen Schurarten hat sich bei mir folgendes bewährt:
Mono - für winzige Köder, wie sehr kleine Wobbler, sehr leichte Topwater Baits. Die Dehnung muss man natürlich berücksichtigen. Sehr kleine Crankbaits lassen sich sehr gut führen, genau wie kleine Spinner. Viele unserer amerikanischen Kollegen Cranken ausschliesslich mit Mono, um die Dehnung zu nutzen. Beim Barschangeln auf Largemouth, Smallmouth erfolgt der Anhieb erst, wenn man den Fisch sehr deutlich spürt, um den Fisch den Köder vollständig ins Maul nehmen zu lassen. Einge gehen hier sogar so weit, weiche Glasruten zu verwenden, um nicht zu früh anzuschlagen. Wenn mn tendentiell eher weiter oben fischen möchte kann nicht zu dicke Mono ebenfalls helfen. Über den Schnurdurchmesser kann man sehr viel steuern. Das gilt für alle Schnurarten.
FC - sehr gut um Dropshot zu fischen, leichte Rigs und Jigs bis ca. 3/4 Oz gehen auch gut (Hier ist es von Vorteil, dass die Schnur sinkt). Kleine, aber nicht winzige Wobbler lassen sich gut führen - Mit der passenden Rute schnackelt das Twitchen schon sehr gut. Da merkt man dann dass FC oft weniger Dehnung hat, als Mono (Achtung gibt Ausnahmen, Markenname fällt mir aber nicht ein) Topwater geht, wenn die Köder nicht zu klein sind. Ein kleiner Rapala Subwalk lässt sich mit 24er FC prima fischen, auch ohne die Schnur aus dem Wasser halten zu müssen.
Aufgrund der Abriebfestigkeit ist FC natürlich als Leader sehr gut geeignet und auch die "Unsichtbarkeit" bringt natürlich Vorteile.
Geflecht - Wird natürlich für grosse Fische, klassisch zum GuFi fischen eingesetzt. Twitchen und Jerken sind ebenfalls klassische Einsatzgebiete.
Mit Geflecht lässt sich bei recht dünnen Durchmesser ordentlich Wurfweite erzielen. Das fischen von Jigs (Fransenjigs) und Rigs funktioniert ebenfalls, dann verwende ich aber meist einen FC Leader wg. Abrieb und Sinkverhalten. Beachten muss man bei Geflecht, dass durch die fast nicht vorhandene Dehnung, dünnes Geflecht beim Einwirken plötzlicher Kräfte schnell reisst. Die Schnur ist dann geschockt sozusagen 8) das hatte Norbert ja auch schon geschrieben . Daher kommen beim Jerken ja auch Schnüre ab 21er und dicker zum Einsatz.
Im Kraut kann man Geflecht sehr gut fischen (nicht zu dünne Schnur wählen (ruhig 18er oder 20er) Bei Bedarf sägt sich das Geflecht durch die Stängel der Seerosen. In USA fischt man so mitten im Kraut auf Barsche. Dort werden dann gerne auch schonmal Schnür bis 55 - 60lb verwendet und dann absolut "gnadenlos" gedrillt. Die Fische stört das Geflecht hier nicht - auch bei direkt angebundenen Ködern. Es fällt schliesslich bei den ganzen Stängeln nicht weiter auf. Grünes Geflecht schnackelt hier am besten (logisch), andere Farben gehen aber auch - manchmal halt nicht ganz so gut. Und Achtung!!! Im Holz wiederum ist Geflecht tödlich. Es sägt sich eben in das Holz und klemmt dann fest. Schnurbrüche sind dann fast sicher. Wenn man bei "Holzvorkomen" Geflecht verwenden möchte, dann bitte mit entsprechend langem FC Leader. Das selbe gilt für Muscheln und scharfkantige Steine.
Noch zu Geflechten und Baitcastern - Meiner Erfahrung nach eignen sich sehr dünne Geflechte nicht so gut. Diese schneiden eher in die unteren Lagen ein und verursachen so Schnurklemmer (im schlimmsten Fall -->Schnap und ab...). Lieber verwende ich etwas dickere Geflechte, die ja immer noch verhältnismässig dünn gegenüber Mono / FC sind, aber sich i. d. R. sehr gut werfen lassen. Die Tragkraft brauche ich zwar nicht, das spielt aber hier weniger eine Rolle.
Thermofusionsschnüre eignen sich, meiner Erfahrung nach, gar nicht. Gerade Fireline oder Whiplash" fransen" ja mit der Zeit aus und verursachen dadurch und auch "bauartbedingt" Schnurklemmer, die sich dann auch schnell häufen. Das Fischen macht so dann schnel keine Freude mehr.
Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass viele Angler die Fähigkeiten dünnerer Schnüre - gerade Mono und FC unterschätzen. Gerade bei den Tragkräften werden viele immer noch skeptisch, obwohl es hier keinen Grund zu gibt. Man muss lediglich seine Gerätschaften vernünftig kombinieren. Wenn man die passende Rute hat, dann passiert auch nix - eine Bremse zum Einstellen ist ja an den meisten Rollen auch noch dran
Wenn man also bedenkt, dass man eine 5Kg Schnur über die meisten (passenden) Ruten schon icht mehr abreissen kann, ohne die Rute zu zerstören, dann sollte das doch beruhigen und ein wenig Vertrauen geben, denke ich. Das soll nun nicht animieren alles mit 18er Mono zu bespulen :lol:
So nun habe ich doch mehr geschrieben als ich eigentlich vor hatte...
Ich hoffe, dass ich niemanden gelangweilt habe 8) und hoffe, dass mein Post dem ein oder anderen vieleicht ein Hilfe sein kann. Falls noch Fragen auftauchen, dann darf gerne gefragt werden.
Gruss
Michael