Hi Dozey,
ich glaube nicht wirklich, dass es lohnt, die gesamte Rose-Studie zu lesen, wenn uns hier schon ein solch schwacher Abklatsch derselben vorliegt, und möchte dies im folgenden begründen, also die eklatanten Schwächen des Artikels aus meiner Sicht aufdecken...ich gehe dabei in der Reihenfolge der Argumentation des zuletzt verlinkten Artikels vor....und ich werde auch absichtlich sehr kleinlich in der Besprechung desselben sein:
1) "Dies führte einerseits zu Spezialisierungen und andererseits zu Weiterentwicklung von Organen....."
---> ist eine Spezialisierung keine Weiterentwicklung? Sinnleeres Geschwätz...!
2) Die evolutionäre Entwicklung des ZNS (zentrales Nervensystem) ist bei Fischen nicht..."früh beendet worden", sondern andere Organismengruppen haben eine Neu- bzw. Weiterentwicklung erstmalig in Angriff genommen....dabei ist Evolution niemals als zielgerichteter Prozess auf ein Endstadium zu verstehen, sondern immer ein Spiel der Möglichkeiten.....die weniger gelungenen Ausformungen werden eliminiert (Selektion).
Tatsächlich besteht also beim Verfasser die Tendenz, die evolutionäre Perspektive bei der Betrachtung der Mitgeschöpfe zu verdrängen...denn er hat leider keinerlei Ahnung davon...
3) Der Hype um den Neocortex (die sog. "Neuhirnrinde")
"Die bewusste Erfahrung von Schmerz und emotionalem Stress ist an das Bewusstsein gekoppelt"......Vorsicht, Bauernfänger!:
Also ist Schmerzempfinden nicht an Bewusstsein gekoppelt (per definitionem), nur die bewusste Erfahrung davon....was für eine überaus sinnvolle Definition...und sehr anthropomorph und anthropozentrisch, wogegen der Artikel ja eigentlich angehen will...die menschliche Vorstellung eines "Bewusstseins", einer "Ich-Funktion", einer "Ich-Setzung" soll für Schmerzempfindung Voraussetzung sein...behaupten lässt sich immerhin alles.
"Speziell eine Region des Großhirns, der sog. Neocortex, ist nur bei den Säugern zu finden..."
Falsch, der Neocortex ist stammesgeschichtlich bereits bei Amphibien wie höheren Reptilien zu finden.....stimmt, tatsächlich auch bei Säugetieren....dort dann sogar höher entwickelt...
Punkt 3.2...Schmerz ist immer subjektiv....
Wir dürfen dann wohl annehmen, dass der empfundene Schmerz eines Fisches subjektiv ist, der Verfasser des Artikels aber "objektiv" (also nicht als Vertreter der Berufsfischer-Lobby...) darüber zu berichten gedenkt.....
"Alle mehrzelligen Lebewesen reagieren auf äußere Reize".....und Einzeller nicht?...Hat der Verfasser schon mal ein Pantoffeltier einem Zuckergradienten ausgesetzt?...Anscheinend nicht....sollte er vielleicht mal tun.
"Die bewusste Wahrnehmung von Schmerzen beim Menschen ist u.a. von spezifischen Regionen im Gehirn im cerebralen Cortex abhängig"...ja, beim Menschen, stimmt, aber bei Fischen...?
Ist die Tatsache, dass das bei Menschen so ist, ein evidenter Beweis für eine (nicht vorhandene) Schmerzempfindung bei Fischen...? Und was heisst unter anderem? Sind doch stammesgeschichtlich ältere Hirnregionen beteiligt, die Fische ebenfalls aufweisen...?
Was zum Teufel wird hier eigentlich für eine Logik vorgeführt? Eine solche Methode wird induktiv genannt: sie schließt vom Besonderen (Schmerzempfindung beim stammesgeschichtlich "neuen" Menschen) auf das Allgemeine (Schmerzempfindung beim stammesgeschichtlich älteren Fisch).....jeder ernstzunehmende Wissenschaftler weiß, dass diese Methode nicht statthaft ist...sondern allein die deduktive, die die entgegengesetze Richtung des Schlusses aufweist.
Ein Beispiel für einen induktiven Schluss, es ist ja trockene Logik und Wissenschaftstheorie, sollte also veranschaulicht werden:
Wir betrachten einen schwarzen Jungschwan (das Besondere) und folgern daraus wissenschaftlich messerscharf: Alle Schwäne sind schwarz (das Allgemeine)......
Der Aussage wohnt somit nicht einmal die logische Richtigkeit inne wie der Behauptung "morgen geht die Sonne auf oder auch nicht".....traurig, aber leider wahr.
Somit steht zu befürchten, dass dem Autoren zur Verfassung seines minderwertigen Artikels ebenfalls "notwendige Gehirnregionen in Quantität und Qualität gefehlt haben".....
Auf die vielleicht schwerwiegendste Beurteilung des Herrn Meinelt will ich hier an dieser Stelle lieber verzichten....es bleibt zum Schluss die Frage, ob Fische nun Schmerzen empfinden oder nicht....?
Die Antwort: das weiss
kein Wissenschaftler, es gibt dafür keine Messapparaturen...und somit keine Validität in der Beweisführung, egal, was irgendjemand zu behaupten gedenkt...
....und ob hier irgendein Berufsfischer-Lobbyist mit diskutablem Doktortitel irgendetwas "glaubt", geht wirklich herzlich an der wissenschaftlich dokumentierbaren Realität vorbei....es heisst Wissenschaft, nicht Glaubenschaft....
Schuster, bleib bei Deinen Leisten.....
Fischer, bleib bei Deinen Reusen......
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Nachsatz:
Dozey, ich hab den Artikel trotzdem mal herausgesucht, er ist hier als pdf erhältlich:
www.nal.usda.gov/awic/pubs/Fishwelfare/Rose.pdf
Gruß, Thomas