Batteriepulser, sinnvoll oder unnötiger Voodoo?

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dietmar

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Hi,

mittler Weile gibt es auf dem Markt etliche Batterie-Pulser, Batterie-Aktivatoren oder Batterie-Desulfatierer für Blei-Batterien in Spannungen von 12 V, 24 V, 36 V und 48 V. Dies sind in der Regel recht kleine Plastikgehäuse bis zur Größe etwa einer Zigarrettenschachtel. Sie werden direkt auf möglichst kurzem Wege und mit möglichst geringem Übergangswiderstand mit der Batterie (Säure-Batterie, Nass-Batterie, Calcium-Batterie, Gel-Batterie, AGM-Batterie) verbunden. Dies alles sind Pulser. Diese Erfindung verdanken wir dem amerikanischen Militär. Die Ausfälle bei Fahrzeugbatterien beeinträchtigte nicht nur die Einsatzfähigkeit der Truppe, der Ersatz der schweren Batterien stelle auch ein großes logistisches Problem dar. Man suchte also nach einem Weg, die Lebensdauer von Blei-Batterien/Blei-Akkus zu verlängern. Die Lösung war der Batteriepulser für Bleibatterien.

Was ist ein Pulser? Er erzeugt einen Stromimpuls in der Batterie. Dabei muß man zwischen Lade- und Entladeimpuls unterscheiden. Die Energiemengen die dabei fliessen, sind eigentlich recht gering. Die Geräte arbeiten auch erst oberhalb einer bestimmten Spannung. Dadurch das sie die Batterie ständig "in Bewegung" halten, verhindern sie eine Sulfatierung und damit eine Passivierung der Batterie. Batterien erleiden eine Sulfatierung, wenn sie tiefentladen werden, wenn sie nach einer Entladung nicht sofort wieder geladen werden, auch wenn sie geladen gelagert oder mit nur sehr geringen Strömen betrieben werden. Batterie-Pulser sorgen also für eine längere Lebensdauer, eine höhere Kapazität und eine höhere Stromlieferfähigkeit. Sie sind sogar in der Lage, sulfatierte Batterien wiederzubeleben und so vor dem Schrottplatz zu retten. Als Beispiel nenne ich mal drei Geräte.

- Der Power Brick 300 bzw. 500 von ELV.

http://www.elv.de/elv-power-brick-pb-500-bleiakku-informationssystem-mit-aktivator.html

Dies ist ein Gerät, das Entladeimpulse bis etwa maximal 100 A erzeugt. Er arbeitet ab ca. 10,5 V aufwärts, indem er die Batterie einfach für wenige Millisekunden kurz schliesst. Keine Angst, wie schon geschrieben, die gesamte Energiemenge (ca. 1,5 mA/h) bleibt recht klein. Er macht etwa 2-3 Pulse pro Minute. Dies Gerät ist empfehlenswert bei einer neuen Batterie und Festeinbau. Er hält sie ständig in Bewegung und beugt einer Sulfatierung vor. Mit dem 500er kann man sich über ein Display sogar die aktuellen Werte der Batterie anzeigen lassen. Er taugt allerdings nicht viel, wenn man versuchen will, eine sulfatierte Batterie wiederzubeleben.

- Der IVT Batterie-Aktivator von z.B. Reichelt oder Conrad.

http://www.reichelt.de/Ladegeraete-...ARTICLE=67422;GROUPID=4193;artnr=AKTIVATOR+PB

Dies ist ein Gerät, das Ladeimpulse erzeugt. Er arbeitet ab etwa 10,8 V. Der Batterie wird Energie entnommen und in einem Kondensator zwischengespeichert. Über eine Spule wird der Kondensator entladen. Durch die Induktion wird ein Spannungsimpuls von ca. 36 V erzeugt. Dies führt zu einem kurzzeitigen Ladestromimpuls bis zu maximal etwa 100 A. Es werden ca. 2-3 Pulse pro Minute erzeugt. Die gesamte entnommene Energiemenge liegt bei rund 5 mA/h. Man braucht keine Angst vor den Spannungsspitzen haben. Diese werden von der Batterie gepuffert. Geräte die europäischen Vorschriften genügen, vertragen solche Spannungsspitzen ohne Pufferung sogar bis zu 48 V. Er schützt vor einer Sulfatierung der Batterie. Er ist sogar in der Lage, vorhandene Sulfatierungen teilweise wieder rückgängig zu machen. Man kann mit ihm müde Batterien wieder munter machen. Dieser Vorgang dauert dann etwa 2-8 Wochen.

- Der Novitec Megapulse. Er ist ein Ladepulser.

http://www.megapulser.de/

Er arbeitet ab etwa 12, 8 V also eigentlich nur beim Ladevorgang bis kurz danach. Die Spitzenspannung liegt zwischen 34-36 V. Er pulst mit etwa 8000 Hz, sprich 8000 Pulsen pro Sekunde. Sein Energieumsatz (ca. 110 mA/h) ist deutlich höher als bei den beiden vorher genannten Pulsern. Dies führt nicht nur zu einem höheren Stromverbrauch, er ist auch wirksamer. Was bedeutet das? Bei einer neuen Batterie die immer optimal behandelt und gepflegt wird, hat er gegenüber den anderen Geräten eigentlich kaum einen Vorteil. Allerdings wird kaum eine Batterie "optimal" von ihrem Nutzer behandelt. Vorhandene Sulfatierungen löst er jedoch schneller und auch einen Tick besser auf als der IVT Batterie-Aktivator.

Wie wendet man einen Pulser an? Ich kann einen Pulser ständig an der Batterie angeschlossen lassen, ich kann ihn aber auch nur zeitweise einsetzen. Im Auto habe ich einen Pulser z.B. fest und dauerhaft installiert. Trotz vier totaler Tiefentladungen (Innenraumbeleuchtung leider über Tage an gelassen) und ständiger starker Schräglage des Fahrzeugs hat die Batterie 13 Jahre und 200.000 km überlebt ohne ein weiteres Problem. Das ist wohl kein schlechter Wert.

Im Auto macht sowohl ein Lade- wie auch ein Entladepulser Sinn. In einem Boot oder bei einem Echolot-Akku sieht das etwas anders aus. Ist eine Batterie fest verbaut und wird das Boot regelmäßig benutzt, so ist eine Festinstallation mit Lade- oder Entladepulser eine gute Lösung. Ist eine Batterie fest verbaut, das Boot wird aber nur selten benutzt, dann würde ich entweder einen Entladepulser mit geringem Energieverbrauch fest einbauen oder einen Lade-Pulser nur zu Zeiten, in denen ich das Boot häufiger nutze, im Boot verbauen. Lade ich meine Batterie zuhause und nehme sie immer mit zum Boot, so würde ich den Pulser (Ladepulser) immer während des Ladevorgangs anschliessen.

Ich habe eine Batterie, die müde geworden ist, sprich deren Bleiplatten sulfatiert und passiv geworden sind. Dies passiert durch Tiefentladungen, durch Entladungen ohne sofortige Wiederaufladung, durch lange Lagerung oder durch den Betrieb mit niedrigen Stromstärken. Hier kann ich etwas mit einem Ladepulser bewirken. Die Batterie wird mit dem Ladepulser an ein Ladegerät (mit Erhaltungsladestufe) angeschlossen. Je nach Pulser und Grad der Sulfatierung wird die Kapazität und Stromlieferfähigkeit der Batterie mit der Zeit wieder ansteigen. Dies dauert etwa zwischen einer Woche und bis zu zwei Monaten. Ich habe mit Pulsern schon völlig tote Batterien wieder bis auf 80% ihrer Kapazität gebracht.

Viele Ladegerätehersteller bewerben ihre Ladegeräte mit einer angeblich vorhandenen Desulfatierungsstufe mittels Pulsladung. In den meisten Fällen ist diese leider unwirksam. Um wirklich etwas zu bewirken, müssten die Gerät mit deutlich höheren Ladespannungen pulsen. Dies tun sie aber nicht. In der Regel wird nur die normale Ladespannung gepulst. Das bringt leider nichts. Echte Desulfatierungseigenschaften haben z.B. das Voltcraft CT 8000 PB und der Saito Procharger XL.

Petri, Dietmar
 

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