Wir Angler genießen ja nicht unbedingt das beste standing. Erwähnt man in unbekannter Runde, dass man angelt, kann man förmlich die Bilder von einem selbst im NATO-Outfit, mit Gummistiefeln, einen Wurm aufspießend und zu allem Überfluss auch noch nach Fisch riechend, in den Köpfen der Leute entstehen sehen.
Die Wirklichkeit ist aber wie immer viel komplexer. Erklärt man der skeptischen dreinblickenden Runde nämlich, dass man mit Beuteimitationen auf Raubfische aus ist, so ändert sich das Bild in den Köpfen nur unwesentlich - im Grunde denken sie sich nur den Stuhl und den (grünen) Regenschirm weg. Dabei gibt es doch in der fischwaidlichen Unterart Spinnfischer eine gigantische Fülle der verschiedensten Typen, die bislang noch nicht beschrieben worden sind.
Das soll an dieser Stelle nachgeholt werden. Beginnen wir mit dem Tackle-Freak (TF).
Charakterisierung:
Der Tackle-Freak ist genau genommen keine neue Art des Spinnfischers. Seine grundsätzlichen Verhaltensweisen, das Sammeln von Gerätschaften, ist vielmehr bei fast jedem Angler zu beobachten.
Musste sich der Tackle-Freak früher auf das Angebot der regionalen (im Extremen deutschlandweiten) Fachhändler verlassen, so steht ihm mit dem Internet heute das weltweite Angebot diverser Rutenbauer, Rollenhersteller und Köderschmieden zur Verfügung. Anhand von Abbildungen und Verkaufsbeschreibungen ordert der TF vorzugsweise in Übersee die neuesten Errungenschaften der Angelindustrie.
Besonderes Japan ist in jüngster Zeit in den Fokus des Interesses gerückt. Begriffe wie JDM (Japan Domestic Market) und USDM (das Gleiche für die USA) sind ihm nicht nur in Fleisch und Blut übergegangen, sondern lassen seine Augen leuchten, da er nur noch den Japanern und höchstens noch den US-Amis zutraut, seine höchst komplexen Anforderungen - respektive die Kunst des Fischfangs - zu verstehen und zu befriedigen.
Der TF ist ein Getriebener. Ihn beseelt die Vorstellung, dass er zu jeder Angelmethode (im Extremen zu jedem Köder) eine perfekte Kombination von Rute, Rolle und Schnur (im Extremen mit der farblich passenden) besitzen muss. Leider ist es nie diejenige welche er schon hat. Sollte das doch einmal der Fall sein, dauert es zumeist nicht lange ehe der TF sich einer "brandneuen" (zumeist in Japan/USA erfundenen) Technik widmet, die ihrerseits natürlich ein neues Arsenal verlangt.
Neuester und epedemieartig um sich greifender Trend ist hierbei das Baitcasting, dessen Vorteile allerdings bisher noch nicht hinreichend nachgewiesen werden konnten.
Symptome:
- plötzliches Interesse an der japanischen Sprache, sowie diversen Übersetzungstools im Internet.
- reger E-mail-Kontakt mit überseeischen Angelgeräte-Händlern.
- 400 Euro für eine Angelrute erscheinen diesem Typus als völlig angemessen. Die einzige Frage die er sich stellt: "Wieviel habe ich dann noch für die (farblich) passende Rolle?"
- Angelgeräte werden im sexuellen Zusammenhang erwähnt ("sexy").
Der Angeltag des TF
Der TF geht los wenn er Zeit hat. Vorher gilt es aber noch im unübersichtlichen Rutenwald das passende Gerät sowie Köder auszuwählen. Diese Prozedur kann sich über mehrere Stunden hinziehen und wird seitens des TF oftmals von einem verträumten Lächeln, nebst liebevollen Streicheln der Fischfangwerkzeuge begleitet.
Der TF fährt ein Auto in dem seine einteiligen Ruten in speziellen Vorrichtungen Platz finden. Am Wasser angekommen wählt er den Platz, der seinen für den Tag ausgewählten Techniken und Ködern entspricht, ob dort gerade Fische vorkommen ist zweitrangig, schließlich baut er auf den eingebauten und bezahlten Erfolg seiner Fangmaschinen.
Nach dem Landen des Fisches ist es ihm überaus wichtig, dass das Gerät mit auf dem Erinnerungsfoto ist (Fische werden nur in extremen Notsituationen mitgenommen). Kurze Zeit später präsentiert er Gleichgesinnten seine Erfolge in speziellen Internetforen - nicht ohne jedoch die Erfolgszusammenstellung bis hin zum 1,50 Euro teuren Spezialwirbel zu erwähnen.
Trifft der TF auf andere spinnfischende Petrijünger so gilt sein erster Blick natürlich der Geräteausstattung des Gegenübers. Anhand dessen ist es dem TF möglich den anderen Angler in drei Kategorien einzuordnen.
1. Hat Ahnung (sehr selten, tritt meist nur in Japan oder bei Japanern auf)
2. bedingt Ahnung (die meisten seiner Angelfreunde)
3. Ahnungsloser (hat eine Rute mit Korkgriff)
Vokabular
Im Umgang mit dem TF kann es durchaus zu Verständigungsschwierigkeiten kommen. Spricht er z.B. von seinem Affen so meint er keinen Haus-Primaten, sondern wahrscheinlich eine Rute/Rolle, die ihm ins Auge gefallen ist und die er jetzt nicht mehr vergessen kann.
Pixy, Steez, Deps, fast- oder extra fast taper sind einige der Begriffe bei deren Erwähnung Sie huldvoll nicken sollten, um nicht direkt in Kategorie 3 zu landen.
Als Faustregel gilt: Alles was fremdländisch klingt, ist mit einem o.g. Nicken zu goutiren. Aber Achtung: spricht der TF von der Firma "Jackson" ist ein Ausdruck größten Widerwillens/Abscheu angesagt!
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Diese Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, deshalb sind Ergänzungen sehr willkommen.
Die Wirklichkeit ist aber wie immer viel komplexer. Erklärt man der skeptischen dreinblickenden Runde nämlich, dass man mit Beuteimitationen auf Raubfische aus ist, so ändert sich das Bild in den Köpfen nur unwesentlich - im Grunde denken sie sich nur den Stuhl und den (grünen) Regenschirm weg. Dabei gibt es doch in der fischwaidlichen Unterart Spinnfischer eine gigantische Fülle der verschiedensten Typen, die bislang noch nicht beschrieben worden sind.
Das soll an dieser Stelle nachgeholt werden. Beginnen wir mit dem Tackle-Freak (TF).
Charakterisierung:
Der Tackle-Freak ist genau genommen keine neue Art des Spinnfischers. Seine grundsätzlichen Verhaltensweisen, das Sammeln von Gerätschaften, ist vielmehr bei fast jedem Angler zu beobachten.
Musste sich der Tackle-Freak früher auf das Angebot der regionalen (im Extremen deutschlandweiten) Fachhändler verlassen, so steht ihm mit dem Internet heute das weltweite Angebot diverser Rutenbauer, Rollenhersteller und Köderschmieden zur Verfügung. Anhand von Abbildungen und Verkaufsbeschreibungen ordert der TF vorzugsweise in Übersee die neuesten Errungenschaften der Angelindustrie.
Besonderes Japan ist in jüngster Zeit in den Fokus des Interesses gerückt. Begriffe wie JDM (Japan Domestic Market) und USDM (das Gleiche für die USA) sind ihm nicht nur in Fleisch und Blut übergegangen, sondern lassen seine Augen leuchten, da er nur noch den Japanern und höchstens noch den US-Amis zutraut, seine höchst komplexen Anforderungen - respektive die Kunst des Fischfangs - zu verstehen und zu befriedigen.
Der TF ist ein Getriebener. Ihn beseelt die Vorstellung, dass er zu jeder Angelmethode (im Extremen zu jedem Köder) eine perfekte Kombination von Rute, Rolle und Schnur (im Extremen mit der farblich passenden) besitzen muss. Leider ist es nie diejenige welche er schon hat. Sollte das doch einmal der Fall sein, dauert es zumeist nicht lange ehe der TF sich einer "brandneuen" (zumeist in Japan/USA erfundenen) Technik widmet, die ihrerseits natürlich ein neues Arsenal verlangt.
Neuester und epedemieartig um sich greifender Trend ist hierbei das Baitcasting, dessen Vorteile allerdings bisher noch nicht hinreichend nachgewiesen werden konnten.
Symptome:
- plötzliches Interesse an der japanischen Sprache, sowie diversen Übersetzungstools im Internet.
- reger E-mail-Kontakt mit überseeischen Angelgeräte-Händlern.
- 400 Euro für eine Angelrute erscheinen diesem Typus als völlig angemessen. Die einzige Frage die er sich stellt: "Wieviel habe ich dann noch für die (farblich) passende Rolle?"
- Angelgeräte werden im sexuellen Zusammenhang erwähnt ("sexy").
Der Angeltag des TF
Der TF geht los wenn er Zeit hat. Vorher gilt es aber noch im unübersichtlichen Rutenwald das passende Gerät sowie Köder auszuwählen. Diese Prozedur kann sich über mehrere Stunden hinziehen und wird seitens des TF oftmals von einem verträumten Lächeln, nebst liebevollen Streicheln der Fischfangwerkzeuge begleitet.
Der TF fährt ein Auto in dem seine einteiligen Ruten in speziellen Vorrichtungen Platz finden. Am Wasser angekommen wählt er den Platz, der seinen für den Tag ausgewählten Techniken und Ködern entspricht, ob dort gerade Fische vorkommen ist zweitrangig, schließlich baut er auf den eingebauten und bezahlten Erfolg seiner Fangmaschinen.
Nach dem Landen des Fisches ist es ihm überaus wichtig, dass das Gerät mit auf dem Erinnerungsfoto ist (Fische werden nur in extremen Notsituationen mitgenommen). Kurze Zeit später präsentiert er Gleichgesinnten seine Erfolge in speziellen Internetforen - nicht ohne jedoch die Erfolgszusammenstellung bis hin zum 1,50 Euro teuren Spezialwirbel zu erwähnen.
Trifft der TF auf andere spinnfischende Petrijünger so gilt sein erster Blick natürlich der Geräteausstattung des Gegenübers. Anhand dessen ist es dem TF möglich den anderen Angler in drei Kategorien einzuordnen.
1. Hat Ahnung (sehr selten, tritt meist nur in Japan oder bei Japanern auf)
2. bedingt Ahnung (die meisten seiner Angelfreunde)
3. Ahnungsloser (hat eine Rute mit Korkgriff)
Vokabular
Im Umgang mit dem TF kann es durchaus zu Verständigungsschwierigkeiten kommen. Spricht er z.B. von seinem Affen so meint er keinen Haus-Primaten, sondern wahrscheinlich eine Rute/Rolle, die ihm ins Auge gefallen ist und die er jetzt nicht mehr vergessen kann.
Pixy, Steez, Deps, fast- oder extra fast taper sind einige der Begriffe bei deren Erwähnung Sie huldvoll nicken sollten, um nicht direkt in Kategorie 3 zu landen.
Als Faustregel gilt: Alles was fremdländisch klingt, ist mit einem o.g. Nicken zu goutiren. Aber Achtung: spricht der TF von der Firma "Jackson" ist ein Ausdruck größten Widerwillens/Abscheu angesagt!
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Diese Zusammenstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, deshalb sind Ergänzungen sehr willkommen.